Getestet habe ich die Basisvariante, eine von fünf Varianten dieses Modells, die es ab 46.900 Euro zu ordern gibt. Sie ist heckgetrieben per 269 PS (198 kW) starkem Elektromotor, der seinen Strom aus einem Akku mit 75,5 kWh Leistung bezieht. Wer den größeren Akku (98,7 kWh) wünscht, zahlt 54.475 Euro. Die Reichweite steigt dadurch von 440 auf 610 Kilometer. Zur Ausstattung des Basismodells zählen unter anderem 18-Zoll-Felgen, Zweizonen-Klimaanlage und teilautomatisierte Fahrfunktionen für den Autobahnverkehr.
Großer Fahrspaß
Ab 54.000 Euro ist die Allradvariante des Mustang Mach-E mit zusätzlichem Motor an der Vorderachse zu haben. In der Basisausführung mit kleinem Akku kommt der Crossover auf 269 PS (198 kW). Alternativ gibt es eine 345 PS (258 kW) starke Ausführung mit großem Akku, die ab 62.900 Euro erhältlich ist. Die Reichweiten der Allrader fallen mit 400 beziehungsweise 540 Kilometern eine Spur geringer aus als bei den Modellen mit Heckantrieb. Die Ausstattung ist etwas üppiger und umfasst unter anderem Polster in Lederoptik, 19-Zoll-Felgen und rote Bremssättel.
Mindestens 73.000 Euro kostet das Top-modell Mustang Mach-E GT. Der Fourwheeler bringt es auf satte 487 PS (358 kW). Seine 88-kWh-Batterie sorgt für rund 500 Kilometer Normreichweite. Zur Ausstattung zählen unter anderem 20-Zoll-Felgen, Sportsitze und ein adaptives Fahrwerk mit magnetisch gesteuerten Dämpfern.
Die gute Nachricht für Interessenten an den Mach-E-Varianten ist die Verlängerung der Innovationsprämie bis Ende 2025. Damit erhalten Käufer vom Staat und Herstellern auch über das Jahresende 2021 hinaus bis zu 9.570 Euro (brutto) beim Kauf eines E-Fahrzeugs. Die schlechte Nachricht: Kunden müssen mit Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr rechnen. Neben dem regen Interesse an batterieelektrischen Fahrzeugen sorgt auch der Chipmangel für Produktionsschwierigkeiten in der gesamten Industrie und damit für Lieferengpässe.
Lohnt sich aus Fahrersicht das Warten? Definitiv ja. Mir hat der Mach-E schon in der Basisvariante eine Menge Fahrspaß bereitet. Mit niedrigem (Batterie-)Schwerpunkt und dynamischer Auslegung geht dieser Ford knackig ums Eck – auch wenn als Zugeständnis an die Reichweite bei Tempo 180 Schluss ist. Aus dem Stand auf 100 km/h dauert der Sprint 6,1 Sekunden. Es fühlt sich dank satten 430 Newtonmeter Drehmoment jedoch flotter an.
Darüber hinaus erscheint mir der pragmatisch modern gehaltene Innenraum sehr gelungen. So dominiert zwar à la Tesla ein riesiger, scheinbar frei schwebender Hochkantmonitor das Cockpit, doch Ford verzichtet zum Glück nicht völlig auf Knöpfe und Schalter. Kein rein elektronisches Wischen und Tatschen also, sondern ein bedienungsfreundliches und großzügiges Ambiente.
Viel Platz fürs Gepäck
Mit Humor zitiert Ford Mustang-Typisches: So haben die Designer den Look der Originalheckleuchten adaptiert. Zudem erzeugt beim Tritt aufs Gaspedal ein Soundgenerator V8-Geräusche im Innenraum. Niemand braucht das – aber es macht Freude. Genauso wie der spontane Antritt des Hecktrieblers, der am Kurvenausgang gerne mal die Reifen zum Quietschen bringt. Der dazugehörige Fahrmodus heißt „temperamentvoll“. Vernünftiger ist es natürlich, den Wagen im Fahrmodus „zahm“ und im One-Pedal-Betrieb zu bewegen, den die Konkurrenz jedoch besser beherrscht.
Die Platzverhältnisse sind allein vorn sehr gut, das zum Heck abfallende Dach, kleine Fenster und wenig Beinfreiheit schränken den Komfort im Fond des 4,71 Meter langen Viertürers etwas ein. Dafür findet das Gepäck gleich an zwei Stellen besonders viel Platz: mindestens 402 Liter im Heck und weitere 100 Liter im vorderen „Frunk“ mit praktischem Raumteiler. Maximal fasst der Mach-E 1.420 Liter Volumen.
Was jeder für sich selbst und am besten auf einer Probefahrt herausfinden muss, ist nicht nur, welche der fünf Antriebs- und Batterievarianten die passende ist. Interessenten sollten auch testen, ob sie die Türen ohne Griff alltagstauglich finden. Sie springen dem Schlüsselinhaber bei Annäherung sensorgesteuert entgegen, aber nur einen winzigen Spalt. Ich habe das, wie vieles beim Mach-E, einfach mal unter „Spaßfaktor“ verbucht.
Beim eher ernsten Thema Laden hat Ford dann wieder die Nase vorn: Maximal zieht der Mach-E den Strom mit 150 kW und braucht für 100 Kilometer Strecke im besten Fall nur zehn Minuten Ladezeit.
Wenn Ford ein mittelgroßes SUV als Mustang bezeichnet, dann wollen die Amerikaner damit den Performanceanspruch ihres ersten Batterieserienfahrzeugs unterstreichen. Und ja: Bei aller Alltagstauglichkeit sowie überraschenden Modernität des Mach-E bietet der Tesla-Herausforderer viel Emotion. Nur eben ganz anders als mit V8-Motor.
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