Die Studie zeigt: Für 26 Prozent der Deutschen ist die Erreichbarkeit der Hauptgrund für die Auswahl des Ladens, es folgen die Produktauswahl (21 Prozent), Qualität und Frische (14 Prozent) und erst dann der Preis (11 Prozent) als Argumente. „Attraktive Preise sind zur Selbstverständlichkeit geworden, zumal die Supermärkte mit ihren immer selbstbewusster platzierten Eigenmarken ebenfalls attraktive Einstiegspreise bieten“, erklärt Alexander Pöhl, Principal der Retail Practice bei Oliver Wyman.
Die veränderte Präferenz im stationären Einzelhandel spiegelt sich auch in den Marktanteilen: Während die der Discounter in Deutschland zwischen 2016 und 2021 stagnierten, legten die Supermärkte zu – Tendenz weiter steigend. Angesichts des Gebotes der Kontaktvermeidung während der Pandemie wussten Verbraucher die kurzen Wege und ein vielfältiges Angebot besonders zu schätzen, erklärt Rainer Münch, Partner und Handelsexperte bei Oliver Wyman: „Die Supermärkte konnten das Momentum nutzen, um Kunden beim One-Stop-Shopping zu unterstützen.“ So seien viele Konsumenten, die zuvor beide Systeme – Discount und Vollsortimenter – parallel und selektiv genutzt haben, mit einem einzigen, größeren Einkauf zufriedengestellt worden.
Die Oliver-Wyman-Experten sehen im internationalen Vergleich nur noch die Supermärkte in der Schweiz in einer ähnlich guten Position gegenüber den Discountern. Sie hätten in den letzten Jahren massiv investiert in Qualität, ihr Sortiment und das Thema Frische. In Pandemiezeiten hätten auch Nicht-Stammkunden diese hinzugewonnene Stärke positiv wahrgenommen und seien zu regelmäßigen Käufern geworden.
Discounter vor schwierigem Spagat
Discounter stehen laut der Analyse trotz eigener Qualitätsoffensiven weiter vor einer Herausforderung. Ihr anfängliches Geschäftsmodell, das auf strikter Standardisierung beruhte, wurde bereits mit dem vor Jahren gestarteten Angriff auf die Supermärkte aufgeweicht. Mehr Markenware, mehr Bio, mehr Regionales lautete die neue Vorgabe – aber damit entfernten sich die Preisführer noch weiter von der ursprünglich klar limitierten Artikelanzahl, die für äußerste Effizienz und Kostenvorteile stand. „Die Discounter müssen künftig noch differenzierter und lokal abgestufter auf Kundenbedürfnisse eingehen, ohne aber ihre Kostenvorteile einzubüßen. Das ist ein schwieriger Spagat“, erläutert Pöhl.
Supermärkte können sich durch die Analyse der Kundenwahrnehmung hingegen auf ihrem Weg bestätigt fühlen. Schon vor der Pandemie hätten sie ihre Ausgaben für die IT-Infrastruktur und Logistik massiv erhöht, so Pöhl. Sein Rat: „Sie müssen weiter in die IT-Systeme und die Lieferkette investieren, um Sortimentsdifferenzierung, Qualität und Frische zu ermöglichen.“
Datenbasis:
Für die Oliver-Wyman-Befragung zur Kundenzufriedenheit im LEH wurden mehr als 10.000 Kundenantworten aus insgesamt acht europäischen Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, England, Frankreich, Spanien, Belgien und den Niederlanden) ausgewertet. Mehr als 1.500 Antworten stammen aus Deutschland. Die Befragung wurde im April 2021 durchgeführt.
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