Wareneinkauf

Wie Händler Wechselkursrisiken ausschalten

Türkische Lira, Brasilianischer Real oder Südafrikanischer Rand – die Devisenvielfalt kann verwirren. Wie deutsche Händler bei Geschäften mit ausländischen Lieferanten das Risiko schwankender Wechselkurse vermeiden können, erklärt Mark Elser vom Finanzdienstleister Iban First im Gastbeitrag.

Von Mark Elser, Country Manager Deutschland bei Iban First 12.01.2021

© Matejmo / iStock

Wechselkurse schwanken - ein Risiko bei Geschäften mit Lieferanten im Ausland.

Deutsche Händler neigen dazu, mit Lieferanten aus dem Ausland kurzerhand Geschäfte auf Euro-Basis abzuwickeln, statt beispielsweise ihre chinesischen Lieferanten in deren Landeswährung Yuan bezahlen zu lassen. Sie tun dies meist deshalb, um das Risiko von Wechselkursschwankungen zu vermeiden – das aber stattdessen dem ausländischen Geschäftspartner auferlegt wird. Ein Dilemma.

Es liegt auf der Hand, dass damit aus Sicht des asiatischen Exporteurs die Geschäftsbeziehung unattraktiver wird. Denn was der deutsche Händler möglicherweise nicht berücksichtigt hat: Der Kollege auf der anderen Seite bezieht seinerseits das Wechselkursrisiko großzügig in den Preis, zu dem er zu liefern bereit ist, mit ein. Eine Summe, die der Importeur bei entsprechendem Verhandlungsgeschick einsparen könnte. Da Firmen in Schwellen- und Entwicklungsländern meist der Zugang zu einem kompetitiven Währungsmarkt fehlt und sie somit sehr schlechte Wechselkurse erhalten, kann es um erhebliche Beträge gehen.

Mit dem Euro als Geschäftsbasis beraubt sich der deutsche Importeur also selbst dieser Gelder und verliert am Ende womöglich Marktanteile. Die Wahrscheinlichkeit ist zudem hoch, dass Geschäfte mit einigen Lieferanten ganz ausbleiben, weil ihnen eine Abwicklung in Euro zu teuer oder zu komplex ist. Die Folge für den deutschen Importeur sind Umsatzeinbußen und der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit.

Schwellenland-Währungen erscheinen unsicher

Ein Ausweg wäre, die Rechnung in der Zielwährung auszustellen oder, wenn diese zu unsicher erscheint – etwa bei volatilen Schwellenland-Währungen wie Lira, Real, Peso oder Rand –, zumindest eine Bezahlung in US-Dollar zu vereinbaren.

Dann allerdings müssen Unternehmen eine Managementstrategie für Wechselkurse entwickeln, um ihre Gewinnmarge zu schützen oder gar zu verbessern. Essentiell ist, dass sie die volle Kontrolle darüber haben, wann zu welchem Kurs sie ihre Fremdwährungseinnahmen umwandeln.

Mit Dienstleistern, die eine Abwicklung in der Fremdwährung des Geschäftspartners ermöglichen, kann Kursschwankungen entgegengetreten werden. Idealerweise sichern sich Unternehmen vorher festgelegte Kurse, wodurch sich die Planungssicherheit erhöht. Auch der ausländische Geschäftspartner, der in seiner eigenen Landeswährung entlohnt wird, ist unabhängig von den volatilen Geldmärkten.

Fremdwährungskonto bietet mehr Planungssicherheit

Erinnern wir uns noch einmal kurz an die eingangs skizzierten Probleme einer reinen Euro-Abrechnung: Möglicher Verlust von Marge, Marktanteilen und Aufträgen. Dagegen hat die Nutzung eines Fremdwährungskontos, wie es verschiedene Dienstleister anbieten, etliche Vorteile. Sie verbessern die Geschäftsbeziehungen zu bestehenden Kunden und obendrein zum gesamten Zielmarkt. Geschäftspartner sind damit tendenziell offener für Preisverhandlungen, womit sich wiederum die Wahrscheinlichkeit für Geschäftsabschlüsse erhöht.

Die Quintessenz ist, dass Unternehmen mit einer durchdachten und individualisierten Währungsstrategie besser planen können und die Beziehung zu ihrem Lieferanten verbessern – bei gleichzeitiger Reduzierung der Kosten.

Mark Elser ist seit November 2020 Country Manager für Deutschland bei Iban First, um die Entwicklung der deutschen Aktivitäten des Unternehmens voranzutreiben. Zuvor verbrachte er mehr als ein Jahrzehnt bei der Landesbank Baden-Württemberg, wo er an mehreren Standorten im Firmenkundengeschäft tätig war. Hier trug er insbesondere zur Expansion der Bank in den asiatischen Raum bei und sammelte Management-Erfahrungen im Firmenkundengeschäft, der Handelsfinanzierung, der Devisenabsicherung und der Vermögensverwaltung - sowohl für KMU als auch für größere Firmenkunden. Elser hat einen MSc in Finanzwissenschaften von der Frankfurt School of Finance & Management mit dem Schwerpunkt Unternehmensfinanzierung.

Schlagworte: Lieferanten, Einkauf

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