Manch einem erscheint Fords Fahrzeugnomenklatur etwas verwirrend, deswegen klären wir erst mal diesen Punkt: Der Tourneo Connect ist unter den leichten Transportern das mittlere Modell. Es liegt über dem Tourneo Courier auf Fiesta-Basis und unter dem großen Tourneo Custom. Den Connect gibt es außerdem bei identischen Abmessungen mit zwei Achsständen, wobei der größere Grand Connect heißt und optional sieben Sitzplätze bietet. Klar so weit?
Einfach ausgedrückt, ist die getestete kürzere Variante Fords Antwort auf Modelle wie den Opel Combo, den VW Caddy oder den Citroën Berlingo. Zielgruppe sind bevorzugt Familien, Freizeitsportler und Hundebesitzer, aber auch Einzelhändler oder Handwerker, die kein reines Nutzfahrzeug fahren möchten. In Kombination mit einer auffallend kleinen, aber agilen Dreizylindermotorisierung gibt es sehr viel Stauraum, fünf geräumige Sitzplätze und vor allem seitliche Schiebetüren hinten. Sie allein machen jede Be- und Entladung und das Aus- und Einsteigen selbst in engen Parklücken zum Kinderspiel – auch wenn man sie noch manuell bewegen muss.
Wertig und aufgeräumt
Außen wie innen hat der Tourneo im vergangenen Sommer einen Facelift erhalten, der ihm sehr gutgetan hat. Der größere Kühlergrill und flache Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht, ebenso die dunkel getönten Seitenscheiben hinten, tragen dazu bei, das Hochaufragende der Karosse etwas zu kaschieren. Dennoch bleibt der Tourneo ein Kastenwagen – samt der üblichen scheunentorgroßen Heckklappe.
Wer einsteigt, wird sich vor allem in den höheren Ausstattungslinien sofort so wohlfühlen wie in einem Kompaktklasse-Pkw. Das Interieur präsentiert sich wohnlich, wertig und gleichzeitig übersichtlich aufgeräumt. Allerdings kosten die feinen Zutaten wie üblich extra. So spannt sich der Preisbogen von 22.015 bis 31.735 Euro zwischen günstigstem Einstiegsmodell und der Top-ausstattung „Titanium“.
Die bietet dann aber auch im Zentrum des aufgeräumten Armaturenbretts ein 6-Zoll-Touchscreen mit „Sync3“-Infotainment, was bedeutet, dass der Tourneo eine Vielzahl von Sprachbefehlen erhört. Allen Ausstattungslinien gemein ist die Vielseitigkeit und Wandelbarkeit des Platz- und Stauraumangebots. So sind Kopf- und Beinfreiheit in Reihe 1 und 2 großzügig bemessen. Die geteilten Rücksitze lassen sich umklappen, nach vorn kippen oder relativ leicht ganz herausnehmen. So wächst der Stauraum von 520 Litern auf stolze 2 410 Liter.
Arbeitstier mit Harnstoffeinspritzung
Mit dem Facelift erhielt der Connect einen 1,5 Liter großen Ecoblue-Diesel mit Harnstoffeinspritzung. Den Testwagen beschleunigte ein 1,0-Liter-Ecoboost-Dreizylinder-Benzinmotor mit modifiziertem Zylinderkopf, einer wirksameren Abgaskontrolle sowie einer Zylinderabschaltung im Teillastbereich. Das serienmäßige 6-Gang-Schaltgetriebe wurde ebenfalls aufgewertet. Während Ford den 1,5-Liter-Turbodiesel auf Wunsch auch mit Achtgangautomatik ausliefert, lassen sich die sechs Gänge des 1,0-Liter-Ecoboost ausschließlich von Hand schalten.
Was durchaus überzeugt. Trotz kleinem Motor kann der Tourneo im Stadtverkehr locker mitschwimmen. Dass nur 74 kW (100 PS) im Fahrzeugschein stehen, merkt man erst auf der Autobahn. Beim Sprint von null auf 100 km/h vergehen 14 Sekunden und bei Tempo 165 ist Schluss. Raserei empfiehlt sich aber auch allein deshalb nicht, weil der Verbrauch dadurch schnell mal um zwei Liter über die Herstellerangaben von 5,9 Litern Benzin pro 100 Kilometer klettert.
Seine Stärken hat der Tourneo Connect im Alltag als nutzwertiges Arbeitstier, das aber keine großen Emotionen wecken kann. Aber Nutzwertvans sind ja auch meist ein Fall für kühle Rechner – und die schauen auf den Preis. Dabei zeigen sich beim Tourneo Connect zwei Auffälligkeiten: Er mag in der Anschaffung etwas günstiger sein als manche Wettbewerber, verliert aber mit der Zeit auch etwas mehr an Wert. Und der ADAC-Ecotest bescheinigt ihm auffallend hohe Betriebskosten. Auch das gehört in eine nüchterne Rechnung mit hinein.
Heides Testurteil
Natürlich ist so ein Van kein Sportwagen. Vielleicht hat mich deshalb die Agilität des kleinen Dreizylinder-Ecoboost-Motors positiv überrascht. Eine echte Alternative zum 1,5-Liter-Diesel. Er geht zupackend ans Werk, entwickelt aber auch großen Durst. Mir persönlich gefällt aber alles in allem der Citroën Berlingo (trotz schlechter Sitze) besser, denn er ist viel individueller und charmanter als der nüchterne Connect.
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