Nachgefragt

Strategien gegen die Polykrise

Seit drei Jahren reihen sich in der politischen und wirtschaftlichen Welt die Krisen aneinander. Entgegen den Befürchtungen vieler Experten konnte das Gros der deutschen Händler die schwierigen Umstände jedoch meistern. So ist es ihnen gelungen.

15.03.2023

© pla2na/stock.adobe.com

Rettungsring: Dank staatlicher Hilfen und mit enorm viel Kreativität sowie außerordentlichem Engagement konnte das Gros der Handelsunternehmen die schwierigen Umstände meistern.

Trotz Krise investieren: "Der Dauerkrisenmodus zwingt uns, zahlreiche Themen parallel anzugehen und gleichzeitig an vielen Stellen aufkeimende Feuer zu löschen. Wir wollen jedoch nicht jammern, sondern die Herausforderungen annehmen und nach vorn schauen. Wir arbeiten intensiv daran, die Verbraucher wieder in unsere Geschäfte zu holen, die Kundenloyalität zu unseren Unternehmen zu festigen und neue Zielgruppen zu begeistern. Das gelingt uns, indem wir unsere bisherigen Sortimente auf den Prüfstand stellen und unverbrauchte Themenfelder neu etablieren. Dabei bedienen wir verstärkt den Wunsch nach Regionalität und individueller Kundenansprache und achten entsprechend darauf, das Angebot für unsere zwei Onlineshops und sieben Ladengeschäfte zielgruppengerecht präzise zuzuschneiden.

Eine hohe Aufenthaltsqualität und die Inszenierung als soziale Treffpunkte sind dabei die notwendigen Bausteine für die Stärkung der Innenstadt im Allgemeinen und unserer Standorte im Besonderen. Einigeln wird nicht helfen – wir wollen trotz Krise investieren in Nachhaltigkeit, Wertemanagement, Storytelling und spannende Ladenkonzepte. Digitalisierung und die Verknüpfung von stationärem Handel und E-Commerce durch unsere Onlineshops stehen genauso im Fokus wie der intensive Kundendialog auf den modernen Social-Media- wie auch den klassischen Printkanälen. Unternehmerischer Mut, Kreativität und Flexibilität halfen am besten, um im Dauerkrisenmodus zu bestehen. Denn erfolgreicher Handel braucht Begeisterung und Leidenschaft – das gilt auch in diesen schwierigen Zeiten.“
Hermann Hutter, Inhaber und Geschäftsführender Gesellschafter des Spieleverlags „Huch!/Hutter Trade“ im bayrischen Günzburg

Online und offline verzahnen: „Wir packen überall da an, wo wir das Einkaufserlebnis für unsere Kunden noch weiter verbessern können: Wir modernisieren unsere stationären Märkte und richten sie exakt an den Kundenanforderungen aus. Wir werden unser Onlinegeschäft weiter stärken und noch enger mit dem stationären Geschäft verzahnen. Wir bauen unsere Service- und Beratungsleistungen mit Nachdruck aus, denn unsere Kunden erwarten Gesamtlösungen, nicht nur das reine Produkt. Dabei wird das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger. Hier erweitern wir beispielsweise kontinuierlich unsere Angebote zur Aufbereitung und Rücknahme von Altgeräten. Zudem ergreifen wir unsere Chancen in neuen Produktkategorien wie Fitness, Gesundheit und Mobilität. Und wir erschließen neue Geschäftsfelder, wie etwa Retail Media.“
Dr. Karsten Wildberger, CEO Ceconomy und MediaMarktSaturn

Energiekrise durch Investitionen in Nachhaltigkeit trotzen: „Die Flexibilität, mit der wir Herausforderungen begegnen, sichert unseren Erfolg. So richteten wir ein eigenes Testzentrum ein, als wir während der Coronakrise Kunden nur mit negativem Schnelltest ins Geschäft lassen durften. Die Zeit während der Lockdowns nutzten wir, um unsere Verkaufsflächen für Kindermode, junge Mode und Sportkleidung umzugestalten. Gleichzeitig gelang es uns, über Onlineplattformen weiterhin Umsatz zu generieren. Und seit der Wiedereröffnung der Läden steckt unser großartiges Team all seine Energie in das von persönlicher Beratung geprägte stationäre Shoppingerlebnis, das unsere Kunden schätzen. Zudem investieren wir in Nachhaltigkeit: Unser neuer Heizkessel verbraucht 35 Prozent weniger Gas, mit einer Photovoltaikanlage erzeugen wir 50 Prozent unserer benötigten Strommenge selbst. So schützen wir das Klima – und begegnen zugleich der Energiekrise."
Jens Klingemann, Geschäftsführer des gleichnamigen Mode- und Sporthauses im nordrhein-westfälischen Höxter

Menschen in den Mittelpunkt stellen: "Natürlich erfordern die aktuellen Herausforderungen von allen Händlern eine hohe Flexibilität, um das Geschäft stabil zu entwickeln, die Arbeitsplätze zu sichern und die Nachfrage der Kunden und Kundinnen bedienen zu können. Umso mehr freuen wir uns, auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr mit rund sieben Prozent Wachstum zurückzublicken. Was wir deutlich sehen: Das Zuhause ist so wichtig wie nie zuvor. Wir sind überzeugt, dass ein besseres Zuhause das Leben insgesamt verbessert. Gleichzeitig verändern sich die Lebensrealität und das Einkaufsverhalten der Menschen: Immer mehr Menschen leben in den großen Städten, immer weniger besitzen ein Auto. Wir setzen auf eine Omnichannel-Strategie, die alle Kontakt- und Einkaufsmöglichkeiten miteinander verzahnt. Dazu gehören auch neue spannende Formate in den Innenstädten und eine breit gefächerte digitale Agenda. In Sachen Nachhaltigkeit stecken wir uns hohe Ziele und sind auf einem guten Weg, ab 2030 klimapositiv zu sein. Dabei stehen bei Ikea immer die Menschen im Mittelpunkt. Gemeinsam gehen wir die aktuellen Herausforderungen an – allen voran den voranschreitenden Klimawandel und den Arbeitskräftemangel.“
Walter Kadnar, CEO & CSO Ikea Deutschland

Strategie vom Kunden her denken: „Mit unserer Strategie ‚Best in Sports‘ sind wir klar auf Wachstumskurs. Intersport ist heute digitaler, innovativer und nachhaltiger. Der Hauptgrund für unseren Erfolg liegt meines Erachtens darin, dass wir unsere Strategie konsequent von unseren Kunden und Kundinnen ausgehend denken. Den Markenkern von Intersport haben wir klar herausgearbeitet und unser Unternehmen darauf zentriert. Dieser Fokus und die Schnelligkeit aller Veränderungen waren nur möglich aufgrund eines großen Maßes an Transparenz. Kommunikation genießt bei uns eine hohe Priorität – wir müssen in unserer Organisation viel miteinander sprechen. Uns eint dabei unser Purpose, unser Antrieb: ‚Aus Liebe zum Sport inspirieren wir Menschen zu einem besseren Leben!‘ Sport ist essenziell für jede und jeden Einzelnen und für unsere gesamte Gesellschaft. Unsere Händler und Händlerinnen haben auch angesichts des Multikrisenszenarios mutige Investitionsentscheidungen in Millionenhöhe getroffen – darauf sind wir sehr stolz und das eröffnet große Chancen für die Zukunft. Unsere Unternehmer und Unternehmerinnen genießen in der Genossenschaft Intersport viele Vorteile, nicht nur finanziell, sondern auch in Hinblick auf ihren Zukunftskurs – stationär und online sowie in Bezug auf das wichtige Thema Nachhaltigkeit.“
Knud Hansen, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Intersport Deutschland eG

Schlagworte: Einzelhandel, Coronakrise, Digitalisierung

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