Warenvermittler
40 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel wandern laut einer Analyse des WWF ungenutzt in den Müll. Das sind 2,5 Milliarden Tonnen pro Jahr oder 750 000 voll beladene Lkw jeden Tag, rechnet das Start-up SPRK.global vor. „Die Hauptursache ist die Überproduktion entlang der Lieferkette“, sagt Gründer Alexander Piutti. Um das zu ändern, entwickelt er eine Technologieplattform, die Überschüsse in der Lieferkette erkennt und Vorschläge macht, wohin etwa frische Obst- und Gemüseberge umverteilt werden können. SPRK kooperiert dafür mit Lebensmittelproduzenten und -abnehmern, etwa Großküchen, der Betriebsgastronomie und Catering-Services, und trägt „alle Daten auf unserer Plattform zusammen“. Dort solle künftig künstliche Intelligenz Muster erkennen und Angebot und Nachfrage exakter zusammenführen, erklärt Piutti. Der Südfrüchteimporteur, der überschüssige Bananen hat, und das Krankenhaus, das für seine Küche Bananen benötigt, sollen über SPRK verknüpft werden, damit die verderblichen Früchte schnell transportiert werden können. Denn Piutti hat beobachtet, dass die Lieferkettenteilnehmer weltweit bisher überwiegend analog kommunizieren. Gemeinsam mit Partnern baut SPRK nun sukzessive eine digitale Kommunikationsstruktur auf, um Abnehmer und Produzenten miteinander zu vernetzen.
SPRK.global
Mehrwegmeister
Das Start-up PFABO (= PFAndBOx) hat recycelbare Mehrwegverpackungen für Lebensmittel entwickelt, die Kunden dort erhalten, wo sie einkaufen: an der Frischetheke, im Backshop, an Unverpacktstationen oder im Take-away. In unterschiedlich großen Pfandboxen können sie Fleisch, Wurst, Käse, Backwaren, Lunch oder Salate nach Hause transportieren. Dafür hinterlegen sie im Geschäft fünf Euro Pfand. „Nachdem der Kunde die Box zu Hause grob sauber gemacht hat, trägt er sie zum Supermarkt, Bäcker oder Restaurant zurück und bekommt sein Pfand wieder ausgezahlt“, erklärt PFABO-Co-Gründerin Juliane Spieker. „Der Lebensmittelanbieter reinigt die Box gründlich nach HACCP und stellt sie für den nächsten Kunden wieder bereit.“ Seit Januar 2022 ist Spieker mit PFABO am Markt. „Bundesweit beteiligen sich schon 77 Lebensmittelanbieter“, sagt die 40-Jährige, „bis Ende des Jahres sollen es 100 sein.“ Der Bedarf steigt. Ab dem 1. Januar 2023 wird mit der Verpackungsnovelle Mehrweg zur Pflicht und viele Betriebe müssen als Alternative zu Einwegverpackungen aus Kunststoff Mehrwegverpackungen anbieten. Dabei haben sie die Möglichkeit, eigene Pfandsysteme einzuführen oder mit Dienstleistern wie PFABO zusammenzuarbeiten. Ein Boxenstopp ist also nicht zu erwarten.
pfabo.de
Einkaufshelfer
Mit steuerfreien Sachbezügen können Unternehmen nicht nur ihren Angestellten Gutes tun, sondern auch dem nachhaltigen Handel. Das ist die Idee von Susanna Mur, mit der sie 2021 GuudCard gegründet hat: Das Start-up bietet Unternehmen eine Geldkarte für Mitarbeiter, mit der diese bei nachhaltigen Einzelhändlern einkaufen können. „Die Arbeitgeber wählen auf unserer Website die Regionen aus, in denen die GuudCard gelten soll“, erklärt die 29-Jährige. „Wir übernehmen das Onboarding mit ihrer Lohnbuchhaltung und dem Team, die Karten werden mit 50 Euro aufgeladen und an die Mitarbeiter verschickt.“ Bei mehr als 4 000 Händlern ist die GuudCard schon gültig, darunter Modegeschäfte, Buchhandlungen, Fahrradläden, Biomärkte, Unverpacktläden, Cafés und Restaurants. Sie alle entsprechen einem nachhaltigen Kriterienkatalog, der gemeinsam mit der Münchner Genossenschaft Future Cooperative erarbeitet wurde. Erste Unternehmen nutzen GuudCard bereits als Benefit für ihre Mitarbeiter. Für Weihnachten ist eine Extraaktion für Einmalzahlungen geplant.
guudcard.com
Retourenvermeider
Retouren im E-Commerce sind Klimakiller und machen Onlinehändlern zusätzlich Arbeit. Eik Lämmerhirt, Sebastian Engel-Wolf und Tjark Metzner wollen Abhilfe schaffen. Gemeinsam haben sie 2021 Keepoala gegründet. Mit Fashion-Brands haben sie eine App samt Loyalitätsprogramm entwickelt, das Onlineshopper belohnt, wenn sie ihre Pakete nicht zurücksenden. „Ab der ersten behaltenen Bestellung gibt es Gutscheine für Partnershops“, erklärt Lämmerhirt, „ab der dritten Bestellung Freifahrten für Flixbus oder Bahn-Gutscheine.“ Muss doch mal etwas zurückgeschickt werden, geben Nutzer über die App detailliert Auskunft über die Gründe – und können auch für diese Offenheit Punkte sammeln. „Aktuell bewegen sich unsere Nutzerzahlen im vierstelligen Bereich, bis Ende des Jahres sollen sie fünfstellig sein“, sagt Lämmerhirt. 23 Marken und Händler, vorwiegend aus Deutschland, haben sich Keepoala angeschlossen. Sie sollen bald auch in den Genuss eines Dashboards kommen, mit dem Keepoala das Kauf- und Retournierverhalten analysiert. Damit können sie Maßnahmen ableiten, um die Retourenquote und -kosten weiter zu senken.
keepoala.com
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