Kaufverhalten

Nachhaltige Produkte als Umsatztreiber

Ein nachhaltiges Sortiment ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg. Laut einer aktuellen Studie kauft mehr als jeder vierte Konsument weniger ein, wenn ein Händler keine nachhaltigen Produkte im Angebot hat. Gleichzeitig würde fast jeder Zweite für nachhaltige Artikel mehr bezahlen.

11.10.2023

© stock.adobe.com/AnnaStills

Prüfender Blick am Regal: Ein Mangel an nachhaltigen Produkten im Sortiment wirkt sich negativ auf die Kaufbereitschaft aus.

Fehlt das nachhaltigte Sortiment, hat das drastische Auswirkungen auf das Kaufverhalten. Das ist das Kernergebnis der aktuellen Retail-Studie zum Thema Nachhaltigkeit im Handel der Unternehmensberatung Simon-Kucher. Demnach kaufen 19 Prozent der Konsumenten in Deutschland weniger ein, wenn nachhaltige Produkte nicht vorrätig sind. Acht Prozent verlassen ohne nachhaltige Produkte in den Regalen den Laden sogar mit komplett leeren Händen. „Nachhaltigkeit ist ein Mega-Trend, der von Kundenpräferenzen getrieben wird. Diese Nachfrage nicht abzubilden, ist fatal für den Handel“, erklärt Tobias Maria Günter, Partner und Head of Retail bei Simon-Kucher. „Wer kein nachhaltiges Sortiment bietet, wird abgestraft!“

Dabei kann der Handel mit nachhaltigen Artikeln gutes Geschäft machen. So sind 43 Prozent der Verbraucher in Deutschland bereit, für nachhaltige Artikel mehr zu zahlen, als für vergleichbare Standardartikel. Besonders bei Mode (50 Prozent) und Kosmetika (49 Prozent) greifen Konsumenten gerne tiefer in den Geldbeutel. Aber auch bei Unterhaltungselektronik (48 Prozent), Lebensmitteln (41 Prozent) und Einrichtung (37 Prozent) würde ein signifikater Anteil der Konsumenten freiwillig mehr bezahlen. 

Wenig Vertrauen in Labels

Die Konsumenten haben jedoch Bedenken, ob die Produkte wirklich nachhaltig sind. 39 Prozent zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Händler. Besonders bei Mode (45 Prozent), Kosmetik (41 Prozent) und Lebensmitteln (41 Prozent) vermuten die Konsumenten Greenwashing. Selbst Nachhaltigkeitslabeln vertrauen 39 Prozent der Verbraucher nicht. Kritisch beäugt werden vor allem Nachhaltigkeitslabel für Lebensmittel (44 Prozent) und Kosmetik (44 Prozent).

Die neue EU-Richtlinie zur Verifikation von "Green Claims" kommt daher nicht nur den Konsumenten, sondern auch dem Handel gelegen. Denn: Für 45 Prozent der Verbraucher ist Nachhaltigkeit entscheidend bei der Händlerwahl. „Statt aus Angst die Kommunikation einzuschränken, müssen Unternehmen proaktiv ihre Umweltaussagen prüfen“, betont Markus Goller, Senior Director in der Simon-Kucher Retail-Practice.

Nachhaltige Sonderangebote gewünscht

Auch die richtige Kommunikation sei Pflicht. Aktuell kennt fast die Hälfte der Konsumenten (46 Prozent) die Nachhaltigkeitsmaßnahmen der Händler nicht. Besonders im Modebereich (58 Prozent) haben Verbraucher ein Fragezeichen vor den Augen. Gleichzeitig glauben die Konsumenten aber, dass die Mode- (77 Prozent) noch vor der Lebensmittel-Branche (76 Prozent) das größte Potential für mehr Nachhaltigkeit aufweist. 

Wie also macht man es richtig? „Nachhaltigkeitsinitiativen müssen kundenrelevant, nachweisbar und korrekt sein“, erklärt Günter. Vor allem gelte es zuzuhören, was Kunden wirklich wollen. Laut der Retail-Studie wünschen sich Konsumenten für nachhaltigere Produkte vor allem attraktivere Preise (21 Prozent), Sonderangebote (15 Prozent) und bessere Qualität (13 Prozent). „Was innovative Preis-Modelle betrifft, können hier vor allem ein Reparaturservice, spezielle Rabatte, Spar-Abos oder Starter-Sets zur Neukundengewinnung Sinn machen.“

Schlagworte: Einzelhandel, Nachhaltigkeit, Kaufverhalten

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