Interview

„Nicht frühzeitig Verbindlichkeiten eingehen“

Klaus Hofbauer, Existenzgründungsberater der IHK für München und Oberbayern im Münchner Existenzgründungs-Büro (MEB), über aktuelle Probleme von Existenzgründern.

Von Eva Neuthinger 19.10.2020

© svetikd / iStock

Für viele Existenzgründer ist die Coronapandemie eine große Herausforderung.

Seit Mai sind stationäre Händler wieder im Geschäft, viele aber klagen über Kaufzurückhaltung der Kunden. Wie sollten sich Existenzgründer verhalten, die jetzt ihr Vorhaben realisieren wollen?

Existenzgründer sollten den Markt ganz genau beobachten. Wir raten momentan eher ab, frühzeitig Verbindlichkeiten einzugehen und Absichtserklärungen etwa für Mietverträge abzugeben. Wir empfehlen, vorsichtig, vorausschauend und vor allem planvoll vorzugehen. Einnahmen einerseits sollten in der Unternehmensplanung möglichst niedrig, Ausgaben andererseits bewusst hoch angesetzt werden. Die Wirtschaft steht vor einer Rezession; Gründungsprojekte werden es in dieser Zeit besonders schwer haben.

Inwiefern hat sich das Umfeld für Existenzgründer speziell im Handel durch die Coronakrise geändert?

Momentan vollzieht sich ein Wandel im Gründungsgeschehen: Die Pandemie beschleunigt den Prozess der Digitalisierung, von dem der Onlinehandel und Onlinevermittler profitieren. Gründer, die ein stationäres Geschäft eröffnen, stehen dagegen vor noch größeren Herausforderungen als bisher.

Was sind die wesentlichen Gründe dafür?

Zum Beispiel konzentrieren sich die Banken in der aktuellen Krise auf ihr Bestandsgeschäft. Gründer mit einem Kapitalbedarf scheitern häufig schon daran, dass sie keine Geschäftsbeziehung zu einer Bank aufbauen können. Die Geldinstitute wollen zurzeit kein Risiko eingehen und vergeben auch Kredite zurückhaltend. Und falls sie doch welche vergeben, dann häufig nur gegen entsprechende Sicherheiten aus dem Privatvermögen.

Schlagworte: Existenzgründung, Coronakrise, Coronavirus

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