#GründerInnenstadt

Hybrid gewinnt

Zehn Unternehmerinnen haben in der „Durch­starter­innen Academy“ gelernt, wie aus einem stationären Laden ein hybrides Geschäftsmodell werden kann. Bits und Bytes reichen nicht. Es braucht zudem Ideen sowie eine überzeugende Präsenz.

Von Cornelia Dörries 07.12.2021

© Christoph-Steinweg

Durchgestartet: Theodora Vezos vor ihrer Boutique mit Schirmherrin Sylvie Meis.

Von Frauen geführte kleine und mittlere Unternehmen waren im Zuge der Coronapandemie besonders häufig von Umsatzrückgängen betroffen. Das belegen Zahlen einer zusammen von der Weltbank, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und dem Digitalkonzern Facebook durchgeführten digitalen Wirtschaftsstudie zur Lage von KMU. Deshalb haben die sozialen Netzwerke Facebook und Instagram gemeinsam mit dem Handelsverband Deutschland die Kampagne „#GründerInnenstadt“ ins Leben gerufen.

Die Initiative unterstützt Geschäftsinhaberinnen und -gründerinnen beim Aufbau hybrider Geschäftsmodelle. Denn ein Weiteres hat die Krise ebenfalls gezeigt: Mithilfe einer individuellen, gut gepflegten Digitalpräsenz sind stationäre Läden grundsätzlich besser durch die Pandemie gekommen. Vor allem personalisierte Werbung und soziale Medien haben dafür gesorgt, dass Händler und ihre Kunden trotz geschlossener Ladentüren zueinanderfinden konnten.

Integriertes Storytelling

Wie sich die Möglichkeiten sozialer Netzwerke strategisch für den Auf- und Ausbau des eigenen Angebots nutzen lassen, war Gegenstand der „Durchstarterinnen Academy“, die zehn Teilnehmerinnen im Rahmen der #GründerInnenstadt-Kampagne absolviert haben. Binnen zehn Wochen durchliefen die Inhaberinnen von Läden unterschiedlicher Branchen wie Mode, Wein, Feinkost, Buchhandel und Papeterie ein exklusives Förderprogramm, darunter Einzelcoachings mit Facebook-Marketingexperten und Seminare mit Retail-Fachleuten. Das Ziel: Aufbau und Weiterentwicklung eines hybriden Geschäftsmodells, das stationäre Qualitäten und digitale Kanäle mittels übergreifenden Storytellings integriert. So unterschiedlich die von den Teilnehmerinnen bedienten Kategorien, so verallgemeinerbar sind die gewonnenen Erkenntnisse.

Um genau diese ging es in der öffentlichen Streaming-Session „Digital durchstarten“, die zugleich den Abschluss des zehnwöchigen Academy-Trainings bildete. Übertragen von Facebook und moderiert von Karriere-Netzwerk-Coach Annelies Peiner, diskutierte Nicole Srock.Stanley von der Agentur für Erlebnisarchitektur Dan Pearlman aus Berlin mit der Academy-Teilnehmerin Nicola Neumann von Champagne Characters, einer Champagnerboutique aus München.

Mit ihrem Angebot gehört Neumann zu jenen, deren Digitalgeschäft von der Pandemie profitierte. Sie hat die „Durchstarterinnen Academy“ genutzt, um sich Know-how für den weiteren strategischen Ausbau ihres Onlinegeschäfts anzueignen und ihre modernisierte Digitalpräsenz zudem für die Weiterentwicklung ihres stationären Konzepts fruchtbar zu machen. „Inzwischen denke ich über Pop-up-Formate an alternativen PoS nach“, sagt sie. „Ich könnte mir vorstellen, mit meinem Sortiment auch mal eine Hotelbar zu bespielen.“

Händler verkaufen Erlebnisse

Die individuelle DNA eines inhabergeführten Geschäfts, hohe Flexibilität und eine große Freiheit bei der Gestaltung – diese Vorteile betont auch Nicole Srock.Stanley. „Shopping ist eine Freizeitbeschäftigung“, erklärt sie. „Händler verkaufen ein schönes Erlebnis. Deshalb verfängt die Optimierung eines Geschäftsmodells nach den Parametern von Flächenumsatz nicht mehr.“ Retail als Teil der Freizeitindustrie funktioniert heute nach Maßgaben von Emotionalität, schönen Erinnerungen und Einzigartigkeit. Wer bereits bei der Onlinesuche nach einem Produkt oder einem Geschäft auf solche Verheißungen stößt, kommt gern vorbei – und wenn der Laden überzeugt, bestimmt auch wieder. 

Schlagworte: E-Commerce, Stationärgeschäft, stationärer Handel, Transformation

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