Payment Service Provider

Handelsriesen bitte zur Kasse

Dienstleister wie Klarna übernehmen die Zahlungsabwicklung für Händler. Mit der Gründung eigener Payment-Anbieter wollen Rewe und Otto jedoch ihre Customer Journey optimieren – Rewe möchte zudem ein neues Geschäftsfeld erschließen.

Von Jens Gräber 03.05.2022

© Getty Images/Westend61 Daniel Ingold

Bezahlmeister: Die Rewe-Tochter Paymenttools übernimmt die Zahlungsabwicklung online wie stationär.

Den Bezahlvorgang sieht Salah Zayakh als bedeutenden Touchpoint in der Customer Journey. „An dieser Stelle möchten wir dem Kunden online wie offline die bestmögliche Erfahrung bieten. Und zwar von uns aus, nicht durch Dritte“, erklärt der CEO der im vergangenen Jahr gegründeten Rewe-Tochter Paymenttools. So sieht es auch Mirko Krauel, Geschäftsführer der von Otto im Jahr 2020 ins Leben gerufenen Payment-Entwicklungs-Gesellschaft (PEG). Viele kleine Stellschrauben im ­Payment-Prozess bestimmten über die ­Customer Experience – Schrauben, an ­denen Otto künftig selbst drehen möchte.

Beide Start-ups arbeiten daher mit einer niedrigen dreistelligen Zahl von Mitarbeitern daran, als vollwertige Payment Service Provider (PSP) alle gängigen Zahlungsmethoden wie Girocard, Kreditkarte, Paypal oder Rechnungskauf anzubieten. „Wir wollen den Bezahlprozess vom Shop bis zum Kunden abbilden“, so Krauel. ­Allein, ganz ohne externe Dienstleister, funktioniert es dann aber doch nicht. Denn für die Verarbeitung von Kreditkarten­zahlungen etwa ist eine entsprechende ­Lizenz der Finanzaufsichtsbehörde BaFin nötig, die keines der Start-ups besitzt.

Einen Showstopper sehen ihre Geschäftsführer in dieser Tatsache nicht, geht es ihnen doch vor allem darum, den für den Kunden sichtbaren Teil des ­Payment-Prozesses zu gestalten – unsichtbare Hintergrundprozesse stehen weniger im Fokus. PEG-Chef Krauel hat die BaFin-Lizenz bereits beantragt, derzeit arbeitet er mit Partnern zusammen, die über die notwendigen Lizenzen verfügen. So verfährt auch die Rewe-Tochter Paymenttools, die perspektivisch aber ebenfalls eine eigene Lizenz erwerben möchte.

Neue Erlösquellen erschließen

Während eine spätere Vermarktung an externe Kunden für PEG-Geschäftsführer Krauel derzeit nicht im Fokus steht, ist die Rewe-Tochter erklärtermaßen zugleich Teil einer Diversifizierungsstrategie. Potenzielle ­externe Zielgruppen hat Paymenttools-Chef Zayakh ­bereits im Auge: große Filialisten aus der Lebens­mittel-, Fashion- und DIY-Branche. „Wir wollen unsere Stärken ausspielen – und ich glaube, als Tochter eines großen Handels- und Touristikkonzerns kann man ­unser Handels-Know-how gar nicht dick genug ­unterstreichen“, gibt sich der Manager selbstbewusst.

Um potenzielle Kunden zu überzeugen, will er das Start-up mittelfristig zu einem Anbieter entwickeln, der alle Services rund um Payment und Check-out aus einer Hand anbietet – online wie stationär. Self-Check-out-Modelle wie Scan & Go oder Pick & Go, aber auch das Erkennen von Betrugsversuchen, Einblicke in das Kundenverhalten und digitales Identitätsmanagement sollen das Angebot abrunden. Tatsächlich ist der Kreis potenzieller Kunden der Payment-Start-ups unter den hiesigen Online- und Omnichannel-Händlern groß: Zahlen des EHI Retail Institute zufolge nutzt die überwältigende Mehrheit einen Payment Service Provider. Der Plan des Handelsriesen Rewe, neue Erlösquellen zu erschließen, könnte also aufgehen. Paymenttools habe jedenfalls bereits erste Interessenten außerhalb der ­eigenen Unternehmensgruppe gewinnen können, teilt Zayakh mit. Namen könne er noch nicht nennen, sagt er. „Aber das Onboarding läuft.“ 

Schlagworte: Payment, Customer Journey

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