Kolumne

Revolution für den Einzelhandel

KI-Bildgeneratoren sind mittlerweile in der Lage, außergewöhnliche Designs von futuristischen Stores für den Einzelhandel zu entwerfen. Doch welche Zukunft haben Ladendesigner noch, wenn ein KI-Tool diese menschliche Fähigkeit übernehmen kann?

Von Ian Mc Garrigle 03.07.2023

© Vostock / Getty Images

Phantasie per KI: Moderne Bildgeneratoren liefern Konzepte für Ladendesigns der Zukunft.

Im Vorfeld des diesjährigen World Retail Congress habe ich mit einer spezialisierten Videoproduktionsfirma zusammengearbeitet, um einen Film für die Veranstaltung zu erstellen. Die Produktionsfirma war neugierig, das Potenzial Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Erstellung von Bildern und Inhalten zu erkunden. Eines Tages erhielt ich eine E-Mail vom Kreativdirektor, der vollkommen erstaunt war, dass er den Begriff „World Retail Congress“ in einen KI-Bildgenerator eingegeben hatte und innerhalb von weniger als drei Sekunden mehr als 19 000 Bilder angezeigt bekam.

Aber dies war kein Google-Suchergebnis, das Bilder vom Kongress zurückgeliefert hätte. Das KI-Tool hatte herausgefunden, was Einzelhandel ist und mit welchen Herausforderungen die Branche derzeit konfrontiert ist, und hatte eine außergewöhnliche Sammlung von Illustrationen zum Thema Einzelhandel der Gegenwart zusammengestellt.

Die Produktionsfirma bat dann den Bildgenerator, einen zukünftigen Laden zu entwerfen. Ohne weitere Anweisungen lieferte dieser ein außergewöhnliches Bild eines futuristischen Stores. Nachdem sie weitere präzise Anweisungen bekommen hatte, begann die KI, unglaubliche Ideen und Konzepte dafür zu erstellen, wie sich Läden entwickeln könnten. Doch welche Zukunft haben Ladendesigner, wenn ein KI-Tool diese menschliche Fähigkeit übernehmen kann? Als ich dem Kreativdirektor diese Frage stellte, war seine Antwort, dass es auf den ersten Blick nicht viel Zukunft gäbe. Aber nach einer kurzen Zeit des Überlegens vermochte er auch eine andere Zukunft zu sehen – eine, in der KI unvorstellbar große Sprünge macht, um Bilder zu schaffen, die Designer später zu verfeinern und zu entwickeln beginnen. Dies scheint zum Kern des Dilemmas von Künstlicher Intelligenz zu führen: Ist dies eine Kraft, die von Übel oder von Nutzen ist? Was setzen wir potenziell frei?

Trotz KI Menschlichkeit wahren

Intelligente Text-zu-Bild-Generatoren wie Dall-E 2 und Midjourney oder konversationelle KI-Systeme wie ChatGTP und Bart haben die gesamte Landschaft verändert. Ihre unglaubliche Kraft und ihr Potenzial haben uns gleichermaßen schockiert und begeistert. Technologieunternehmen und führende Beratungsunternehmen sehen die Verwendung von KI als großartigen Enabler für Einzelhändler, um in Schlüssel bereichen wie Einkauf, Lieferketten, Nachfragemanagement, Kundenspezialisierung und vielen anderen Kern bausteinen des Einzelhandels weit effizienter zu werden. Es könnte sein, dass KI eine neue Einzelhandelsrevolution entfesselt, die Unternehmen weit leistungsfähiger und profitabler macht.

Aber wie bei jeder Technologie in dieser zunehmend digital verbundenen Welt muss es eine Mischung aus Kunst und Wissenschaft geben. Sich vollständig auf die Wissenschaft zu verlassen, entfernt uns von dem, was uns als Menschen, Bürger und Kunden ausmacht.

Der Einzelhandel verlässt sich stark auf menschliche Emotionen und Interaktionen: die Freude, Produkte zu finden, von denen man nicht wusste, dass man sie braucht oder will, aber die ein großartiger Einkäufer, Merchandiser oder Verkaufsmitarbeiter einem vorgestellt hat. KI sorgt bereits für große Effizienzgewinne im Einzelhandel und wird eine Einzelhandelsrevolution mit sich bringen.

Gleichzeitig sollte man die wichtige Frage nicht außer Acht lassen, die Rory Sutherland, stellvertretender Vorsitzender der Werbeagentur Ogilvy, jüngst gestellt hat: „Wie bringt man die Menschlichkeit zurück ins Backoffice?“

Schlagworte: Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Store-Design, Storekonzepte

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