Teurer Verlust

Im Jahr 2017 betrug die Summe der Inventurdifferenzen trotz Warensicherung und Personalschulungen 4,1 Milliarden Euro. Während der Verlustwert anstieg, ist die Zahl der angezeigten Ladendiebstähle hingegen gesunken, zeigt eine aktuelle Studie des EHI Retail Institute.

19.06.2018

© Erwin Wodicka/ AdobeStock

Der Anteil der Verluste durch Diebstähle seitens der Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Servicekräfte beträgt rund 3,5 Milliarden Euro. Den Großteil davon verursachen mit 2,28 Milliarden Euro unehrliche Kunden. Den zweiten Platz im Diebstahlranking nehmen die Mitarbeiter mit rund 850 Millionen Euro ein und Servicekräfte entwenden Waren im Wert von etwa 320 Millionen Euro. Allein der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden durch Mehrwertsteuerausfälle beläuft sich auf rund 475 Millionen Euro im Jahr. Ein weiterer Posten der Inventurdifferenzen – 660 Millionen Euro – entsteht wegen organisatorischer Mängel wie falsche Produktauszeichnungen.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Inventurdifferenzen auf 4,1 Milliarden Euro leicht gestiegen (2016: vier Milliarden), durch eine generelle Umsatzsteigerung bedingt, prozentual vom Umsatz jedoch auf gleichem Niveau verharrt.

Angezeigte Ladendiebstähle rückläufig
Die Zahl der einfachen Ladendiebstähle hat sich seit 20 Jahren mehr als halbiert und 2017 sank der Wert um weitere 6,63 Prozent. „Zum Teil liegt der Rückgang an der längeren Öffnung der Geschäfte bei gleichzeitig geringerer Personalpräsenz. Die Ladenzeiten wurden ausgedehnt – nicht aber der Einsatz der Kaufhausdetektive angepasst“, erklärt Frank Horst, Leiter Inventurdifferenzen und Sicherheit beim EHI.

Erstmals seit 2007 sank auch die Zahl der angezeigten schweren Ladendiebstähle um 6,57 Prozent. Hierzu zählen beispielsweise Delikte, bei denen Sicherheitsetiketten entfernt oder verschlossene Vitrinen aufgebrochen werden. Mit 21.000 Anzeigen im letzten Jahr ist der Tatbestand aber noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Allerdings wird hierbei von einer nicht angezeigten Dunkelziffer von über 98 Prozent ausgegangen, weswegen ein Rückbezug von weniger Anzeigen auf weniger Diebereien nicht möglich ist. Auf jeden angezeigten Täter kommen rund 65 Ladendiebe, die unerkannt bleiben.

Die Händler geben an, dass Diebstähle noch immer stark in organisierter Form durchgeführt werden. Die Täter gehen oft in Gruppen mit gezielter Aufgabenverteilung vor. Nach EHI-Schätzungen entfällt wertmäßig rund ein Viertel aller Ladendiebstähle auf Banden und organisierte Kriminalität.

Händler setzen auf Prävention
Im Durchschnitt gibt der Handel 0,32 Prozent (1,35 Milliarden Euro) vom Umsatz für Präventionsmaßnahmen aus und jedes fünfte Unternehmen hat dieses Budget für 2018 weiter aufgestockt. Noch immer haben für über 80 Prozent der Händler abschreckende, für den Kunden sichtbare Maßnahmen wie Kameraüberwachung Priorität. Nach wie vor kommt aber auch der Schulung und Sensibilisierung von Personal eine Schlüsselrolle zu, um Ladendiebstahl zu minimieren.

Die kostenpflichtige Studie gibt es hier.

Schlagworte: EHI Retail Institute, Inventurdifferenzen, Ladendiebstahl

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