Im Jahr 2017 waren es noch 25, 2014 existierte nur ein Drittel der heutigen Systeme. Dies sind Ergebnisse einer neuen Studie von FIS, einem Anbieter von Finanztechnologielösungen. Verbraucher sind durch digitale Kommunikationsanbieter, aber auch durch Bezahldienste, längst an Zahlungen in Echtzeit gewöhnt. Die Weichen sind auch im Euro/SEPA-Raum bereits gestellt: Mit SCT Inst gibt es seit November letzten Jahres einen einheitlichen Standard, der vor allem durch europäische Clearing Services gefördert wird.
Neben dem etablierten EBA Clearing mit dem Echtzeit System RT1 wird Ende 2018 noch TARGET Instant Payment Settlement (TIPS) von der Europäischen Zentralbank an den Start gehen. Eine Fragmentierung durch die konkurrierenden Dienste TIPS und RT1 ist aber eher nicht zu befürchten, da bei beiden Clearing-Angeboten eine Verbindung möglich sein wird, Kontoüberweisungen sind also unabhängig von der Bank und dem genutzten System nach wie vor möglich.
Auch wenn der technologische Rahmen für Instant Payments bereits geschaffen ist und vermehrt Institute Echtzeit-Zahlungsverkehr im Portfolio haben, könnte eine flächendeckende Verbreitung noch auf sich warten lassen. In Deutschland bieten Banken den Service aktuell nur kostenpflichtig an. Aufgrund der höheren Relevanz schneller Transaktionen ist ein Durchbruch zunächst vor allem im B2B Bereich zu erwarten. Ganz neue Maßstäbe setzen hier derzeit Frankreich und Belgien. Dort bietet STET einen eigenen SCT Inst Clearing Service – und zwar nach eigenen Regeln. Anders als bei TIPS und RT1 – die für Banken in Deutschland die Standard Clearingsysteme sind – setzt STET für die Höhe der Überweisungen keine Obergrenze.
In Deutschland sind Instant Payment Transaktionen derzeit nur bis 15.000 Euro möglich. Außerdem verkürzt STET die vorgegebene Transaktionszeit von zehn auf fünf Sekunden. Gerade im Geschäftskundenbereich sind die noch schnelleren Zahlungen ohne monetäres Limit ein entscheidender Vorteil, der zu einer schnelleren Verbreitung führen und womöglich sogar einen positiven Einfluss auf die Wirtschaft haben kann.
Die FIS-Analyse zeigt auch, wie Instant Payments für Verbraucher interessanter werden können: Asiatische Anbieter, etwa aus Indien, Singapur oder China, setzen dabei derzeit noch die Benchmark. Schlüssel zum Erfolg sind hier zumeist sogenannte Overlay Services wie beispielsweise Chats, Shopping-Apps, Instantkreditangebote sowie der gezielte Einsatz offener API-Schnittstellen. Diese Features steigern erheblich die Akzeptanz von Echtzeit-Bezahlsystemen bei Verbrauchern und Unternehmen. So bieten etwa Supermarktketten Instant Payments Services via App an. Kunden können einfacher und schneller bezahlen, die Supermarktkette spart Gebühren und reduziert die Nutzungsüberwachung, die durch die Kartenanbieter üblich sind.
Der Finanzstandort Deutschland hat im Bereich Echtzeit-Zahlungsverkehr derzeit noch keine Vorreiterrolle. Die rasante Entwicklung der letzten Jahre bezeugt aber die Dynamik im Instant Payments Umfeld. Anwendungen, die in anderen Ländern überzeugen, werden früher oder später auch hier auf Interesse stoßen. Das Rennen um den Zahlungsdienst hat gerade erst begonnen.
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