Gut gefördert investieren
Bund, Länder und die EU unterstützen Einzelhändler mit Zuschüssen und günstigen Krediten, wenn sie in die Digitalisierung investieren. Wie Unternehmer an Geld für ihre Projekte kommen.

Bund, Länder und die EU unterstützen Einzelhändler mit Zuschüssen und günstigen Krediten, wenn sie in die Digitalisierung investieren. Wie Unternehmer an Geld für ihre Projekte kommen.
Andreas Fischer nutzte ein Förderprogramm der Investitionsbank Berlin (IBB), um sein Onlineshopping-Portal Modomoto technisch weiterzuentwickeln. Ziel war es, den Service deutlich zu verbessern und wichtige Unternehmensprozesse, wie den Einkauf, komplett datengetrieben zu steuern. Der Einzelhändler investierte vor allem in eigenentwickelte Software. „Unsere Kunden erwarten, dass wir ihre Wünsche und Anliegen sehr genau verstehen und dass wir ihr Feedback richtig interpretieren und verarbeiten“, sagt Andreas Fischer, Gründer und Geschäftsführer von Modomoto.
Der Fashionhändler fragt die Stilvorlieben und Größen seiner Onlinekunden ab. Die Mitarbeiter stellen dann individuell zugeschnitten das passende Outfit für den jeweiligen Typ zusammen. Der Kunde behält, was ihm aus dem zugeschickten Angebot gefällt. Je passgenauer die Angaben und Daten der Onlineshopper erfasst und analysiert werden, desto größer ist die Chance für Modomoto, dass der Käufer möglichst viele Kleidungsstücke nicht retourniert. „Mithilfe der Software können die Stylisten ein noch besser auf den Kunden zugeschnittenes Outfit zusammenstellen“, sagt Fashionhändler Fischer.
Nach einer neuen Studie von Ibi Research an der Universität Regensburg haben bisher nur zwölf Prozent der Geschäftsinhaber ein Budget für die Digitalisierung vorgesehen. Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sowie des Infas Instituts für angewandte Sozialwissenschaft im Auftrag der KfW Bankengruppe schätzt die Innovationsfähigkeit in deutschen Firmen als stark ausbaufähig ein. Das Potenzial der digitalen Technik schöpften viele Unternehmen bei Weitem nicht aus.
Spezialprogramm für neue Konzepte
„Die Digitalisierung ist ein erfolgsentscheidender Faktor des Wandels, dessen Geschwindigkeit und Tiefe noch gar nicht vollständig absehbar ist. Unternehmen müssen die Digitalisierung konstruktiv annehmen und innovativ sein, wenn sie auch künftig wettbewerbsfähig bleiben wollen“, warnt Dr. Ingrid Hengster, Vorstandsmitglied der KfW. Bei einer Umfrage der Förderbank im vergangenen Jahr kam allerdings auch heraus, dass Einzelhändler diverse Hemmnisse sehen. Jeder Dritte beklagt die mangelnde Qualität seiner Internetverbindung und mehr als jedes zehnte Unternehmen scheitert an einer geeigneten Finanzierung (siehe Grafik „Hürden bei der Digitalisierung“).
Die KfW hat deshalb Mitte vergangenen Jahres nachgelegt. Seitdem offeriert die Bankengruppe den ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit. Gefördert werden beispielsweise Maßnahmen, um die Unternehmensstrategie und die Unternehmensorganisation der Digitalisierung anzupassen. Darüber hinaus gibt es Geld zur Finanzierung von Schulungen, für die Konzeptentwicklung oder für den Aufbau von Plattformen sowie die Analyse der Daten. Das Programm richtet sich an etablierte Unternehmen mit einem Umsatz von maximal 500 Millionen Euro. Neben günstigen Finanzierungskonditionen beinhaltet es eine Haftungsfreistellung von 70 Prozent für Kredite an Firmen mit weniger als 500 Mitarbeitern. Die KfW übernimmt damit einen umfangreichen Teil des Ausfallrisikos, was den durchleitenden Hausbanken die Kreditvergabe erleichtert.
Länder sind mit im Boot
Neben dem Bund haben auch die Länder Förderprogramme aufgelegt (siehe Kasten „Zuschuss kassieren“). Das erschwert es Einzelhändlern, den Überblick zu behalten. „Bei der Vielzahl von Fördermöglichkeiten ist die offensichtliche nicht immer die beste Lösung“, sagt Bernhard Landgraf, Leiter Sonderfinanzierung der HypoVereinsbank. Er empfiehlt daher, frühzeitig mit der Hausbank als erstem Ansprechpartner Kontakt aufzunehmen. Die Firmenkundenbetreuer beraten bei der Auswahl der richtigen Förderung.
Ganz wichtig: Die Finanzierung bedarf einer sehr sorgfältigen Vorbereitung. Die Geldgeber prüfen IT-Projekte besonders kritisch. Sie erwarten in der Regel eine schlüssige und klare Beschreibung des Vorhabens im Businessplan. Die Idee sollte einfach und ohne Nachfragen verständlich erläutert sein. Darüber hinaus erstellen Einzelhändler eine konservativ geschätzte mittelfristige Ertrags- und Liquiditätsvorschau sowie eine Amortisationsrechnung.
Um eine Förderung zu erhalten, dürfen vor der Zusage keine Projektaufträge vergeben werden. Allerdings kann es mehrere Monate dauern, bis Banken die Daumen heben – abhängig vom Umfang des Vorhabens. Deshalb sollten Unternehmer entsprechend vorausschauend und sorgfältig planen. Wer beim Finanzierungskonzept nacharbeiten muss, verliert unnötig Zeit.
Das Unternehmen Modomoto realisierte die Investition reibungslos. Die Geschäftsführung hatte den Antrag mit Unterstützung eines Unternehmensberaters professionell und detailliert vorbereitet.
Zuschuss kassieren
Die Bundesländer haben ihre eigenen Förderprogramme. Wie diese aussehen, zeigen die Beispiele Bayern und Baden-Württemberg. In anderen Regionen des Landes läuft es ähnlich.
Mehrere Bundesländer fördern mit Innovationsgutscheinen.Beispielsweise fließen in Baden-Württemberg bis zu 20.000 Euro, wenn etablierte Unternehmen in Lösungen für die digitale Transformation von Geschäftsmodellen, das Internet der Dinge, Smart Services oder Big-Data-Projekte investieren. Der Zuschuss aus dem Innovationsgutschein Hightech Digital deckt bis zu 50 Prozent der Ausgaben ab.
Bayern arbeitet mit dem Digitalbonus. Der Bonus kann bis Ende 2020 für Investitionen zwischen 4.000 Euro und 10.000 Euro beantragt werden, beispielsweise um sich mithilfe von Hard- und Software zu digitalisieren oder um die IT-Sicherheit zu verbessern. Der Digitalbonus beträgt ebenfalls bis zu 50 Prozent der Ausgaben.
Schlagworte: Digitalisierung, Förderung, Zuschuss
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