Dennoch sehen Kunden auf ihrem Weg zu einer durchgängig gesunden Ernährung noch viele strukturelle Hindernisse, wie beispielsweise häufig unklare Herkunftskennzeichnungen, die mangelnde Verfügbarkeit oder schlicht den zu hohen Preis.
Trotz des unbestreitbaren Trends im Lebensmittelmarkt zu Gesundheit, Convenience und Nachhaltigkeit geben gerade einmal 18 Prozent der befragten deutschen Verbraucher an, ausschließlich gesunde Lebensmittel zu kaufen. Für 52 Prozent scheitert der gute Vorsatz an den vergleichsweise hohen Preisen für gesundheitsorientierte Lebensmittel. Immerhin 39 Prozent finden es schwierig, gesunde Produkte als solche überhaupt zu erkennen. Das macht die Deutschen im internationalen Vergleich zu den verunsichertsten Verbrauchern (USA: 22 Prozent; GB: 25 Prozent; FRA: 35 Prozent; CHI: 37 Prozent). Jeder Vierte gibt an, gesundheitsorientierte Lebensmittel seien in den Supermärkten und Discountern seiner Gegend nicht oder kaum verfügbar. 16 Prozent bemängeln den Geschmack der gesunden Alternativen.
Noch preissensibler als die Deutschen sind nur die US-Amerikaner: Unter diesen monieren 73 Prozent die zu hohen Kosten für gesunde Lebensmittel. Chinesische Konsumenten kritisieren dagegen am häufigsten die fehlende Verfügbarkeit der entsprechenden Produkte (38 Prozent). Dabei wären sie im internationalen Vergleich sogar am ehesten bereit, für gesunde Lebensmittel mehr zu bezahlen – lediglich 36 Prozent sehen zu hohe Preise als Kaufhindernis.
Deutsche kaufen regional
Über die Wertschöpfungskette hinweg schwankt die Bedeutung, die Konsumenten den einzelnen Produktions- und Vertriebsstufen beimessen. Beim Kauf von gesunden Produkten achten 61 Prozent der international Befragten auf die Herkunft der Zutaten. 72 Prozent legen großen Wert auf die Qualität der Zutaten, während der Herstellungsprozess nur noch für 53 Prozent eine kaufentscheidende Rolle spielt. Für 38 Prozent ist relevant, wie das Produkt gelagert wurde und wie weit der Transportweg war. Nur knapp jeder Dritte (32 Prozent) achtet auf die Verpackung sowie die Etikettierung.
Bezüglich der bevorzugten Produkteigenschaften legen die Deutschen im internationalen Vergleich mit 40 Prozent am häufigsten Wert darauf, dass diese regional hergestellt wurden (FR: 24 Prozent; GB: 20 Prozent; USA: 16 Prozent; CHI: 5 Prozent). Ähnlich wichtig ist den Verbrauchern, dass ihre Einkäufe möglichst keine Konservierungsstoffe enthalten (35 Prozent). Jeder fünfte Deutsche achtet darauf, dass die Lebensmittel ausschließlich natürliche Zutaten beinhalten, und ebenfalls 20 Prozent versuchen, zertifizierte Bio-Produkte zu kaufen.
Genmanipulation ist Geschmacksache
Im internationalen Vergleich sind die Franzosen die größten Gegner von genmanipulierten Lebensmitteln (34 Prozent). In den USA und in Großbritannien dagegen spielt eine wichtige Rolle, dass die Produkte so wenig wie möglich verarbeitet wurden (USA: 36 Prozent; GB: 29 Prozent). Chinesische Verbraucher legen dagegen den größten Wert auf zertifizierte Bio-Produkte (36 Prozent), was sicher auch mit diversen Lebensmittelskandalen der Vergangenheit zu tun hat.
„Unsere Umfrageergebnisse verdeutlichen: Ein gesunder Lebensstil ist nicht nur ein kurzfristiger Trend ist, sondern eine zukunftsweisende, langfristige Entwicklung. Diese wird die Nahrungsmittel- und Konsumgüterindustrie grundlegend verändern. Wir sehen in den kommenden Jahren eine veritable Ernährungsrevolution“, sagt Michael McCool, Managing Director, APAC Consumer und Retail bei AlixPartners. Aktuell schienen die Konsumenten angesichts einer Vielzahl von Labels, widersprüchlicher Forschungs- und Testergebnisse sowie regelmäßiger Lebensmittelskandale jedoch stark verunsichert.
„Um Kunden auch weiterhin von ihrem Produktportfolio überzeugen zu können, müssen Nahrungsmittelhersteller im Rahmen ihrer Marketing- und Informationskampagnen künftig noch stärker auf Aufklärung und Transparenz setzen und Misstrauen abbauen“, so das Fazit von Peter Heckmann, Managing Director und Konsumgüterexperte bei AlixPartners. „Akuter Handlungsdruck besteht insbesondere für die derzeit marktbeherrschenden Konzerne, die international agieren und ein sehr breites Produktportfolio anbieten. Nicht zuletzt angesichts zahlreicher innovativer Food-Start-ups, welche die Wünsche der Verbraucher nach gesünderen, regionaleren und natürlicheren Lebensmitteln bereits heute erfolgreich erfüllen, können die großen Player ihre Einheitsstrategie für alle Märkte nicht länger weiterverfolgen.“
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