Nachhaltigkeit

Vom Strauch bis zur Tasse

Die cloudbasierte Plattform Ecotraxx von GS1 Germany unterstützt Händler, Lieferanten und Hersteller, Daten zur Nachhaltigkeit effizient zu sammeln und sie ihren Kunden standardisiert zur Verfügung zu stellen. Nicht nur Unter­nehmen, die der EU-Berichtspflicht unterliegen, profitieren.

Von Dr. Bahar Cat-Krause, Senior Manager Sustainability, GS1 Germany 14.07.2020

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Einer Umfrage zufolge sind für die Verbraucher nicht nur der Preis und die Qualität einer Ware wichtig – auch die Umweltverträglichkeit spielt eine große Rolle bei der Kaufentscheidung.

Verbraucher, die im Supermarkt vor dem Regal stehen, sind mitunter etwas ratlos. Auf den Verpackungen werben Hersteller mit Begriffen wie „bio“, „nachhaltig“ und „fair“. Doch was heißt das konkret? Bedeutet „bio“, dass die Produktion nachhaltig ist? Ist der „faire“ Kaffee auch entsprechend zertifiziert? Und sind die Arbeitsbedingungen über die gesamte Lieferkette hinweg in Ordnung oder nur beim Hersteller selbst? Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem umfassenden Katalog an Fragen, den Verbraucher in puncto Nachhaltigkeit an Unternehmen und ihre Produkte stellen. Und natürlich wollen sie Antworten darauf haben.

Einer im Frühjahr im Auftrag des Verpackungsherstellers Tetra Pak veröffentlichten Umfrage zufolge sind für die Verbraucher nicht nur der Preis und die Qualität einer Ware wichtig – auch die Umweltverträglichkeit spielt eine große Rolle bei der Kaufentscheidung. Verbraucherverbände und Politiker fordern daher von Herstellern und Händlern mehr Transparenz. Eine Antwort darauf gibt GS1 Germany zusammen mit Unternehmen aus Industrie und Handel. Sie haben gemeinsam die Plattform GS1 Ecotraxx entwickelt, die einen effizienten Austausch von Nachhaltigkeitsinformationen ermöglicht.

Hersteller und Händler können ihre Nachhaltigkeitsdaten standardisiert auf Ecotraxx hochladen und sie Kunden sowie Businesspartnern zugänglich machen. Diese Informationen sind relevant für die Nachhaltigkeitsberichte, die viele Unternehmen erstellen. Ebenso können die Akteure sie nutzen, um Verbrauchern Auskunft zu ihren Fragen zu geben. Zu den ersten Teilnehmern gehören zunächst Coca-Cola, Dr. Oetker, Edeka Südwest, Henkel, Nestlé, Procter & Gamble, Unilever sowie der Grüne Punkt. Die Plattform trägt der zunehmenden ökologischen, sozialen und mitarbeiterorientierten Verantwortung in Wirtschaft und Gesellschaft Rechnung.

Der Bedarf an entsprechenden Informationen über den Ursprung und die Produktion von Waren nimmt zu. Dafür sorgt auch die seit dem Geschäftsjahr 2017 gültige EU-Richtlinie 2014/95/EU. Mit ihr steigen die Anforderungen an die Berichtspflicht der Unternehmen, die wiederum ihre Lieferanten einbeziehen müssen, um alle relevanten Informationen offenlegen zu können. Allerdings: Das Erheben, Erfassen und Austauschen der Daten stellt jedes Glied der Supply Chain vor große Herausforderungen.

Standardisierte Kriterien

Um an die notwendigen Informationen zu gelangen, nutzen die Unternehmen unter anderem eigene Fragenkataloge, denen jeweils verschiedene Standards und Kriterien zugrunde liegen. Das erschwert die Verarbeitung der Informationen und ebenso deren Vergleichbarkeit. Hinzu kommt, dass die von der Europäischen Union empfohlenen Standards nicht verpflichtend sind. Das ist einem abgestimmten Vorgehen zwischen den Supply-Chain-Partnern nicht dienlich.

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in und für Firmen nimmt jedoch zu. Sie wird immer tiefer in deren Prozessen verankert. Folglich spielen die entsprechenden Daten eine immer wichtigere Rolle bei internen Entscheidungen und dienen somit als Hebel für die nachhaltige Entwicklung im Unternehmen. Mit Ecotraxx lassen sich relevante Parameter nachhaltigen Wirtschaftens auf Basis gemeinsam abgestimmter Kriterien sammeln. „Der Vorteil ist eine konsolidierte, standardisierte Nachhaltigkeitsberichterstattung durch die teilnehmenden Firmen“, sagt Katharina Marquardt, Scientific Communication DACH bei Procter & Gamble.

Vergleichbare Informationen

Mit der Plattform entfallen die bislang auf Fragebögen basierenden rudimentären Lösungen für Nachhaltigkeitsberichte. Ecotraxx macht alle Informationen der Teilnehmer vergleichbar. Bislang gab es dafür keine einheitlichen Kriterien. „Messbare, vergleichbare Daten helfen, den Aspekt der Wesentlichkeit beim vielschichtigen Thema Nachhaltigkeit nicht aus den Augen zu verlieren“, so Marquardt. „Dass wir diese Aspekte nun dem Handel gegenüber mit Eco-traxx transparent und nachvollziehbar darlegen können, ist für uns ein großes Plus.“

Aus Sicht des Handels kommt hinzu: „Ecotraxx bündelt und liefert Informationen, die wir für die Kommunikation mit unseren Kunden benötigen – etwa, indem wir diese Daten an die Artikel anheften“, sagt Michaela Meyer, Geschäftsbereichsleiterin Nachhaltigkeit bei Edeka Südwest. „Die Plattform ermöglicht es, alle relevanten Informationen zu einem Produkt jederzeit abzurufen. Damit fällt ein Großteil der Rückfragen weg, deren Beantwortung bislang viel Zeit in Anspruch nahm. Somit können nun Arbeitsabläufe beschleunigt und vereinfacht werden“, beschreibt Meyer den Nutzen. Jetzt gelte es, viele Anwender zu gewinnen, um den Nutzen zu potenzieren.

Für wen die EU-Berichtspflicht gilt

Von der EU-Richtlinie 2014/95/EU direkt betroffen sind:

- Unternehmen von öffentlichem Interesse

- Kapitalgesellschaften, haftungsbeschränkte Personengesellschaften, Genossenschaften sowie Kreditinstitute und Versicherungsunter­nehmen ab 500 Mitarbeitern, einer Bilanzsumme von mehr als 20 Millionen Euro respektive einem Nettoumsatz von mehr als 40 Millionen Euro, das heißt rund 600 Unternehmen aus allen Branchen allein in Deutschland

- Indirekt betroffen sind zudem alle Partner in der Supply Chain, da die Datenerhebung auch aus der Lieferkette erfolgt

Kostenfreie Webinare

Mit kostenfreien Webinaren unterstützt GS1 Germany die Anwender bei der Arbeit mit GS1 Ecotraxx. Die Teilnehmer gewinnen einen Überblick über die Anforderungen der EU-Richtlinie sowie die Funktionsweise der global nutzbaren Datenbank. Anhand einer Live-Demo lernen sie, wie sie als Nutzer ein Unternehmens­profil anlegen, Daten einpflegen und aktualisieren sowie Daten mit Partnern der Wertschöpfungskette aus­tauschen. Die nächsten Webinare finden statt am 3. September sowie 3. November 2020. Weitere Informationen unter: gs1.de

Schlagworte: Nachhaltigkeit, GS1 Germany

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