Testfahrt

Gut vernetzt in den Wald

Subaru mag‘s exotisch. So verbaut der japanische Hersteller ausschließlich Boxermotoren, hat fast immer Allradantrieb und setzt beim Getriebe und bei Assistenzsystemen auf eigene Entwicklungen, die als Spezialitäten gelten.

Von Frank Heide 30.09.2021

© Subaru

Der Subaru Outback 2.5i AWD.

Sein Spitzenmodell Outback hat Subaru in der sechsten Generation auf eine neue Plattform gestellt, doch der Offroad-Kombi bleibt optisch und konzeptionell dem bekannten Stil treu: Permanenter Allradantrieb, stufenloses Automatikgetriebe („Lineartronic“) und Boxermotor sind Standard. Die Außenabmessungen und der Radstand legen leicht zu, die Karosserie präsentiert nun eine markanter geformte Offroad-Beplankung und Unterfahrschutz.

Der überarbeitete 2,5-Liter-Benziner unter der etwas längeren Motorhaube bietet mit 169 PS (124 kW) zwar sechs Pferdestärken weniger als der Vorgänger, stellt aber etwas mehr Drehmoment (15 Newtonmeter) zur Verfügung und vermittelt ein direkteres Ansprechverhalten bei niedriger Drehzahl. Auswahl in Sachen Motor oder Getriebe gibt es freilich nicht.

Der vibrationsarme Motor läuft im Stand so ruhig, dass man glauben könnte, in einem Elektroauto zu sitzen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Es gibt ebenso wenig einen Turbo, wie eine Mild-Hybrid-Unterstützung. Der Durchschnittsverbrauch, den der Hersteller mit 8,6 Liter angibt, fiel im Alltag meist zweistellig aus.

Großzügiges Raumgefühl

Bekannt, aber gewöhnungsbedürftig bleibt die stufenlose CVT-Automatik mit ihren acht vorprogrammierten Fahrstufen: Explosionsartige Leistungsentfaltung und Raserei sind ihre Sache nicht. Selbst beim Gasgeben mit aufheulendem Motor ist vergleichsweise wenig Leistung abzurufen – und diese zudem mit einiger Verzögerung. Das ist und bleibt der deutlichste Unterschied der Lineartronic zur klassischen Wandler-Automatik. Im besten Fall sind 10,2 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h drin, das Spitzentempo beträgt 193 km/h in der Spitze, aber beides geht arg auf die Ohren. Wer gerne aufregungsarm und ruhig gleitet, wird die CVT-Automatik jedoch schätzen.

In Sachen Sicherheit bietet der Mittelklassekombi unter anderem ein Notbrems­system vorn und hinten, einen Totwinkel- und ein Spurhalteassistenten sowie einen Querverkehrswarner. Wie gehabt, nutzen die Japaner zur Umfeldüberwachung vor allem eine Windschutzscheibenkamera, die nun aber einen größeren Arbeitsbereich abdeckt. Sie ist die Basis des Assistenzsystems „Eyesight“, das den Fahrer so gut überwacht, dass er eine Ermahnung kassiert, wenn er das Smartphone in die Hand nimmt oder den Blick abschweifen lässt.

Der Aufenthalt im Konkurrenten von Ford Edge, Kia Sorento und Toyota Landcruiser ist auf allen Plätzen komfortabel, das Raumgefühl großzügig und die Übersicht – trotz des zum Heck leicht abfallenden Dachs –tadellos.

Lobenswert erscheint der Versuch, die Zahl der Knöpfe und Tasten im sehr wohnlich und großzügig eingerichteten Innenraum zu reduzieren. So lassen sich etwa über den 11,6-Zoll-Touchscreen alle wichtigen Funktionen steuern – vom neuen Infotainmentsystem und der Smartphone-Einbindung (Apple Car Play und Android Auto) über die Eyesight-Funktionen und die tadellose Navigation bis hin zur Klimatisierung. Die Kachelansicht des Bildschirms lässt sich individuell anordnen, zudem können im „Driver Monitoring System“ bis zu fünf verschiedene Fahrer persönliche Profile mit Wunscheinstellungen anlegen, allerdings umfassen diese ausschließlich die Komfort- und nicht die Sicherheitssysteme.

Das alles wirkt nicht übermäßig modern, aber durchaus zeitgemäß. Möglicherweise wichtiger sind aber dem typischen Subaru-Kunden für die Weltreise, den Jagdausflug oder das Campingwochenende die hohe Bodenfreiheit, die simple Bedienbarkeit der Offroad-Automatik sowie die hohe Zuladung: Mindestens 561 Liter Gepäckvolumen passen hinter die Rücksitze, stolze 1 822 Liter sind es, wenn man sie umklappt. Mit Dachgepäckträger und Anhängerkupplung ausgestattet, vervielfachen sich Lademöglichkeiten, da bis zu zwei Tonnen an den Haken genommen werden können.

Langlebigkeit schlägt Lifestyle

Nach mehr als  1 200 Testkilometern verfestigt sich beim Outback der Eindruck, dass trotz mehr Komfort und modernerer Konnektivität auch in der sechsten Generation vieles beim Bewährten geblieben ist. Zum Glück. Allzu modischer Lifestyle kommt bei Subaru gar nicht erst vor, das Fahrzeug bleibt pflegeleicht, die Verarbeitung verspricht Langlebigkeit. Die Dynamik der Motor-Getriebe-Kombination folgt der biblischen Einsicht, dass die Letzten die Ersten sein werden. Man bleibt eher auf der rechten als auf der linken Spur.

Die Einstiegsvariante „Trend“ startet bei knapp 41.000 Euro. In der getesteten und höchsten der insgesamt fünf Ausstattungsstufen (Platinum) kostet der Outback knapp 46.000 Euro – und hat dann sogar mehr als alles Notwendige an Bord: fünf Jahre Garantie bis 160.000 Kilometer Laufleistung inklusive. Zum Marktstart gibt es darüber hinaus als Hommage an den 40. Geburtstag des Importeurs die limitierte „Edition Trend 40“ für 39.990 Euro.

Die Mischung aus Kombi und SUV hat bei Subaru Tradition und überzeugt als ehrliche Haut mit rustikalen Qualitäten, die nicht nur Förster und Jäger zu schätzen wissen. Wer Currywurst und Bier dem Vino beim Edel-Italiener vorzieht, fährt hier richtig. Andere mögen stylisher, schneller, moderner oder sparsamer sein, doch hat der Outback mehr Charakter. Er setzt auf bewährte Tugenden, das geht natürlich zulasten der Modernität.

Schlagworte: Autoquartett, Automobile

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