HDE-Klimaschutzoffensive

Energiewende vorantreiben

Seit im vergangenen Jahr die Energiepreise ungeahnte Höhen erreichten, hat die kosteneffiziente Bewirtschaftung von Handelsimmobilien eine neue Dringlichkeit erlangt. Es muss weiter Energie gespart werden, um die Attraktivität von Immobilien langfristig zu erhalten. Wie das gelingen kann.

Von Jelena Nikolic 01.08.2023

© StockAdobe.com/Riko Best

Energieeffizienz wärmstens empfohlen: Mieter und Vermieter sind bei der kostensparenden Bewirtschaftung von Handelsimmobilien gefordert.

Derzeit kommen energetische Sanierungen nicht zügig voran, weil das sogenannte Mieter-Vermieter-Dilemma den Markt bestimmt: Dieses besteht darin, dass auf der einen Seite der Gebäudeeigentümer die meist kostspieligen Effizienzmaßnahmen, wie die Dämmung des Gebäudes oder den Einbau einer sparsamen Heizanlage, tragen muss. Die Kosten für die Sanierung jedoch können nur anteilig über eine langfristige Refinanzierung auf die Mieter umgelegt werden. Betriebswirtschaftlich geht dieses Vorgehen nicht auf. Auf der anderen Seite haben mietende Einzelhändler und Einzelhändlerinnen wiederum kein Interesse an gebäudebezogenen Energieeffizienzmaßnahmen. Schließlich müssten sie eigenes Kapital in die Hand nehmen, um eine fremde Immobilie zu sanieren.

Grüne Mietverträge

Die HDE-Klimaschutzoffensive untersucht in ihrer Studie „Energieeffizienzmaßnahmen für Mieter:innen im Einzelhandel“ welche Lösungen es für den derzeitigen Sanierungsstau in Handelsimmobilien gibt. Zum Beispiel könnten passgenaue Förderprogramme für Vermieter durch höhere Fördersätze und eine Verringerung des bürokratischen Aufwands attraktiver werden. Auch das Energiespar-Contracting birgt großes Potenzial für eine breite Anwendung – vor allem bei Handelsunternehmen in größeren Gebäudekomplexen. 

Bei diesem Vertragsmodell überträgt das Handelsunternehmen bei einer vorhandenen oder auch neuen Anlage die Investition in Energieeffizienzmaßnahmen und/oder den Betrieb der Anlage auf einen Energiedienstleister. Der Immobilienbesitzer kann so ohne Einsatz von eigenem Kapital unumgängliche Sanierungen durchführen, die sich erst über einen längeren Betrachtungszeitraum refinanzieren würden, und gleichzeitig sofort Energieeinsparung und CO2-Reduktion realisieren.

Auch „Grüne Mietverträge“ (Green Leases) stellen einen sinnvollen Ansatz zur Überwindung des Mieter-Vermieter Dilemmas dar. Das Ziel dieses Vertragsmodells ist es, dass sich Mieter zu einer möglichst nachhaltigen Nutzung der Immobilie verpflichten, indem sie beispielsweise die Räume sparsam klimatisieren und heizen oder den Wasserverbrauch und die Abfallmenge gering halten. Vermieter verpflichten sich, eine effiziente Immobilie mit der entsprechenden klimafreundlichen Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, und sorgen so für eine nachhaltige Wertsteigerung der Immobilie. Beide Parteien profitieren von geringeren Energiekosten – also eine Win-win-Situation.

Der Gebäudebereich in Deutschland ist für 36 Prozent des Energieverbrauchs und für 14 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Damit die Energiewende im Gebäudebereich gelingen kann, sind Mieter und Vermieter von Wirtschaftsimmobilien gefordert. Auf die wachsenden Anforderungen durch nationale und europäische Nachhaltigkeits-Bestimmungen reagieren schon viele Handelsunternehmen, beispielsweise indem sie nachhaltige, grüne Neubauten als Green Buildings zertifizieren lassen und sich so von Mitbewerbern abheben. Mit Contractinglösungen oder individuell auf die Immobilie zugeschnittenen „Grünen Mietverträgen“ können auch Effizienzpotenziale im Bestand gehoben werden.

Die Klimaschutzoffensive veröffentlicht in Kürze einen kostenfreien Leitfaden zum „Contracting im Einzelhandel“. Dieser skizziert die Vorteile für Handelsunternehmen und beinhaltet eine Übersicht aktueller Förderprogramme. Im August erscheint ein weiterer Leitfaden zum Thema „Grüne Mietverträge für Handelsimmobilien“. Bereits jetzt erhältlich ist die Studie „Energieeffizienzmaßnahmen für Mieter:innen im Einzelhandel“. Bestellung aller genannten Publikationen via E-Mail an: klimaschutz@hde.de

Schlagworte: Energieeffizienz, Energiekosten, Energiemanagement, Einzelhandelsimmobilien

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