Nicht nur der klassische Einzelhandel war über Nacht gefordert, digitale Lösungen zu schaffen, sondern auch in zahlreichen anderen Märkten wurde die Notwendigkeit zur Digitalisierung offensichtlich. Und die Krise ist noch nicht vorbei, wie die aktuellen Wirtschaftsdaten zeigen: Nicht nur sank das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2020 um mehr als 10 Prozent, auch die Arbeitslosenzahlen geben mit einem Anstieg um über 650.000 im Vergleich zum Vorjahr wenig Anlass zur Hoffnung.
Was muss ein Unternehmer angesichts dessen tun, um künftig überleben zu können? Welche Veränderungen müssen her und wie wird der Handel in der Zukunft aussehen?
Ohne Onlinehandel gibt es keine Zukunft
Klar ist: Ohne E-Commerce funktioniert es nicht mehr, denn gerade ältere Menschen und typische Offline-Kunden sind während des Lockdowns auf den digitalen Handel umgestiegen - und sie werden diese neue, frische Gewohnheit nicht wieder so schnell ablegen. Wer sich daher aktuell rein aufs Filialgeschäft stützt, muss sich dringend nach Alternativen umsehen beziehungsweise die Perspektive etwas erweitern.
Was braucht es dazu ganz konkret? Die Umstellung erfordert eine technische Infrastruktur (einen eigenen Online-Shop oder die Präsenz auf Plattformen) sowie effektive Marketing-Aktivitäten, für die es einer klaren Zielgruppendefinition bedarf. Nachdem die Logistikkosten und die Rücksendungsquoten auch in Zukunft weiter hochbleiben werden, ist es dringend geboten, den Gewinn im Auge zu behalten.
Lokale Händler sollten aber bei allen Online-Aktivitäten auch ihr stationäres Geschäft nicht vernachlässigen, also dem Kunden ein optimales Shopping-Erlebnis anbieten. Menschen lieben Erlebnisse - und um diese zu schaffen, muss wieder investiert werden.
Gelegenheit für Zukäufe günstig
Wer die nötigen Mittel hat, hat gerade jetzt auch Möglichkeiten, das eigene Unternehmen durch Zukauf oder Zusammenschluss mit anderen Firmen zu optimieren - und somit langfristig seine Position im Markt zu halten oder zu verbessern. Sowohl der Zukauf von Konkurrenzunternehmen als auch die Erweiterung des Geschäftsfeldes durch den Kauf komplementärer Anbieter können helfen.
Zukäufe bringen verschiedene Vorteile mit sich:
► Synergien können genutzt werden, um Kosten zu sparen
► Ein größeres Unternehmen verfügt über mehr Kapital und kann Investitionen besser stemmen
► Größere Attraktivität für Fachpersonal und junge Talente
Beispiele dafür sind die Fusion von Kaufhof und Karstadt sowie die strategische Kollaboration zwischen Edeka und der mittelständischen Drogeriekette Budnikowski.
Selbstverständlich ist der Ankauf eines Unternehmens nicht für jeden Händler ohne weiteres realisierbar. Eine Möglichkeit kann sein, mit einem Investoren zu arbeiten, der die nötige Finanzkraft mitbringt. Der Multichannel-Modehändler zum Beispiel Defshop hat mit dem Einstieg von Equistone bewiesen, dass eine Zusammenarbeit nach diesem Muster funktionieren kann.
Christian Saxenhammer (47) ist Managing Director der Investmentgesellschaft Saxenhammer & Co. Corporate Finance GmbH in Berlin, die auf Zusammenschlüsse und Übernahmen von Unternehmen spezialisiert ist.
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