Coronapandemie

Wie deutsche Einzelhändler ihre Lieferketten krisenfest aufstellen

Eine Studie der Unternehmensberatung Alvarez & Marsal (A&M) beschreibt die Auswirkungen der Covid-19-Krise auf die Lieferketten im Einzelhandel. Demnach werden Händler Produkte im Wert von rund 9,4 Mrd. Euro in den nächsten zwölf Monaten aus Deutschland beziehen.

16.12.2020

© Chlorophylle / stock.adobe.com

Als Reaktion auf die Coronakrise werden deutsche Händler künftig mehr Waren aus dem Inland beziehen.

Die Covid-19-bedingten Einschränkungen des internationalen Warentransports haben Unternehmen vor plötzliche Lieferengpässe gestellt und zwangen viele zu einem Umdenken. Der Studie zufolge haben 70 Prozent der befragten Händler ihre Lieferketten-Strategie als Folge der Krise hinterfragt und mehr als die Hälfte (55 Prozent) haben bereits begonnen, ihre Lieferketten zu diversifizieren. Davon wollen 29 Prozent dies in den nächsten zwölf Monaten umsetzen. 14 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits begonnen, Produktionen und Prozesse ins Inland zu verlagern.

Die Coronapandemie habe zu einem Umdenken im Einzelhandel geführt, erklärt Patrick Siebert, Managing Director und Co-Head der Corporate Transformation Services bei Alvarez & Marsal Deutschland. "Jetzt steht die Resilienz der Lieferketten im Vordergrund. Sind die Produkte nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort, spielt die günstige Produktion im Ausland keine entscheidende Rolle mehr. Um in künftigen Krisen weniger anfällig für Lieferengpässe zu sein, planen die Händler, ihre Lieferketten nachhaltig zu diversifizieren und in Teilen zurück ins Inland zu holen“, so Siebert.

Nachhaltiger Handel durch robustere Lieferketten

70 Prozent der von A&M befragten Händler gaben an, ihre Lieferketten derzeit auf mehr Nachhaltigkeit auszurichten. Die übrigen 30 Prozent der Studienteilnehmer haben dies in Zukunft vor. Wie die Befragung zeigt, legen auch die Konsumenten mehr Wert auf nachhaltig produzierte Waren. So sind 54 Prozent der befragten Deutschen bereit, mehr für ihr Wunschprodukt auszugeben, wenn es aus Gründen der CO2-Ersparnis in Deutschland produziert wird. Immerhin 20 Prozent legen Wert auf klimafreundlich hergestellte Produkte, sie würden dafür aber nicht mehr ausgeben.

Um Prozesse möglichst effizient zu gestalten, müssen Unternehmen das Konsumentenverhalten verstehen, bewerten und antizipieren. Dazu wollen 77 Prozent der befragten Händler in die Digitalisierung ihrer Lieferkette investieren, 63 Prozent davon in Automatisierung. Die digitale Transformation birgt dabei nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen: 80 Prozent der Befragten planen daher Investitionen in die Cybersicherheit.

Für die Studie The Shape of Retail hat das Marktforschungsunternehmen Retail Economics im Auftrag von A & M zwischen dem 28. September und dem 7. Oktober 2020 eine Online-Umfrage und Telefoninterviews mit 30 der größten europäischen Einzelhändler mit einem Gesamtumsatz von mehr als 600 Milliarden Euro durchgeführt. Darüber hinaus wurde zwischen dem 30. September und dem 4. Oktober 2020 eine Verbraucherpanel-Umfrage unter mehr als 3.000 Haushalten in Großbritannien, Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz durchgeführt.

Weitere Informationen zur Studie inklusive länderspezifischer Reports finden Sie kostenlos hier.

Schlagworte: Coronakrise, Coronavirus, Lieferkette

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