Diesen Optimismus teilen im Vergleich in Spanien nur 15 Prozent der Teilnehmer einer repräsentativen Konsumentenbefragung, in Großbritannien 15 Prozent, in Frankreich und Italien nur 14 Prozent und in Portugal sogar nur zehn Prozent. Nur knapp jeder zehnte Deutsche (zwölf Prozent) rechnet mit einer langfristigen Rezession oder negativen wirtschaftlichen Auswirkungen, die deutlich länger als zwölf Monate andauern werden. In den europäischen Nachbarländern glaubt dies im Schnitt gut jeder dritte Befragte (30 Prozent). Dies sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen „Consumer Sentiment Pulse Check“. Seit März befragt die Unternehmensberatung McKinsey & Company dafür regelmäßig repräsentativ Konsumenten in über 30 Ländern weltweit, zehn davon in Europa.
Weitere zentrale Ergebnisse im Überblick:
Auch wenn die Deutschen im europäischen Vergleich am optimistischsten sind, überwiegt bei der Mehrheit der Befragten in Deutschland ein Gefühl der Unsicherheit. 64 Prozent sind unsicher, ob der Einfluss auf die Wirtschaft über die nächsten sechs bis zwölf Monate hinaus spürbar sein wird. Die Mehrheit der Deutschen (67 Prozent) erwartet keine spürbare Veränderung beim Einkommen in den nächsten zwei Wochen. Der Anteil derjenigen, die geringere Einnahmen verzeichnen, wächst jedoch: 28 Prozent geben an, in den letzten zwei Wochen geringere Einnahmen verzeichnet zu haben (zwei Wochen zuvor waren es noch 22 Prozent). Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) will in den nächsten zwei Wochen ähnlich viel Geld ausgeben wie zuvor, 15 Prozent planen sogar, mehr Geld auszugeben. 28 Prozent wollen weniger ausgeben.
Nach den geplanten Ausgaben pro Produktkategorie gefragt, will die Mehrheit der Deutschen quer durch alle Kategorien weniger Geld ausgeben. Eine Ausnahme bilden Lebensmittel. Hier geben 20 Prozent an, mehr Geld auszugeben.
Die Auswirkungen auf das Online-Kaufverhalten sind in Europa unterschiedlich. Während Konsumenten in Großbritannien beispielsweise planen, in den kommenden Wochen verstärkt online zu kaufen, ist dieser Trend in Deutschland und anderen Ländern insbesondere bei Produkten des täglichen Bedarfs nicht zu beobachten. Die Mehrzahl der Konsumenten plant, diese Einkäufe nach wie vor offline zu kaufen. In anderen Bereichen wie zum Beispiel Fitness und Gesundheit haben fast 30 Prozent der Deutschen während der Corona-Krise erstmalig ein Online-Angebot genutzt. Für die Anbieter dieser Services ist es wichtig, diese Neukunden aktiv auch nach Überwindung der Krise an sich zu binden.
„Angesichts der großen Unsicherheit der Konsumenten ist es für Konsumgüterhersteller und Markenunternehmen momentan besonders schwierig zu verstehen, was in den Köpfen der Konsumenten passiert und wie sich Einstellung und Verhalten auch über die Krise hinaus verändern werden“, sagt Jesko Perrey, Globaler Leiter der Marketing & Sales Practice bei McKinsey & Company. Alle Hersteller müssten sich auf „neue Realitäten“ einstellen. Perrey: „Marken können zu Innovationstreibern in Unternehmen werden. Die Krise kann dabei helfen, dass interne Widerstände, die normalerweise eine Transformation begleiten und hemmen, jetzt wegfallen.“ Als Beispiel nennt Perrey die Digitalisierung des Geschäftsmodells.
Auch die Frage nach der Identität einer Marke sei jetzt wichtiger denn je. „Passe ich als Marke in diese Welt? Was ist der Purpose, die Daseinsberechtigung der Marke?“ Außerdem werde Transparenz noch an Bedeutung gewinnen. Perrey: „Die Kunden wollen genauer über Lieferketten und Sourcing Bescheid wissen. Das kann Auswirkungen auf das Produktportfolio haben.“
Die komplette Studie steht hier zum kostenlosen Download bereit.
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