Über kaum eine App dürfte in jüngster Vergangenheit so viel öffentlich gesprochen worden sein wie über Luca. Die Technik dahinter stammt vom Berliner IT-Start-up Nexenio, am Projekt sind jedoch auch prominente Kulturschaffende wie der Musiker Smudo von der Band „Die Fantastischen Vier“ beteiligt. Ursprünglich gedacht, um Kulturveranstaltungen in Zeiten der Pandemie zu ermöglichen, eröffnet die App auch dem Einzelhandel Chancen.
Das Prinzip: Über das Scannen von QR-Codes können Nutzer ihre Anwesenheit in einem Laden oder bei einer Veranstaltung dokumentieren. Gibt einer von ihnen später in der App einen positiven Coronatest an, werden die übrigen benachrichtigt und ihre bis dahin verschlüsselt gespeicherten Kontaktdaten an das zuständige Gesundheitsamt übermittelt. So kann die Infektionskette unterbrochen werden.
Im Gesundheitsministerium des Bundes sieht man die Idee als sinnvolle Ergänzung zur staatlichen Corona-Warn-App, wie ein Sprecher mitteilt. Der Handelsverband Deutschland ist ebenfalls überzeugt und appelliert an die Kunden des Handels, die digitalen Möglichkeiten zu nutzen. Eine Nachverfolgung von Kontakten per Smartphone mache das Einkaufen in der Pandemie noch sicherer, erklärt Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Nötig sei allerdings eine bundeseinheitliche Lösung – und genau daran hapert es.
Die Luca-App dürfte dank Aushängeschild Smudo die am weitesten verbreitete Lösung sein: Zahlreiche Bundesländer haben bereits Verträge mit dem Anbieter geschlossen, einige Händler wie der Möbelriese Ikea lassen nur noch Luca-App-Nutzer einkaufen. Jedoch mehren sich Hinweise auf Sicherheitslücken und Probleme beim Datenschutz, zudem gibt es mit Anwendungen wie Pass4all oder Recover durchaus regional starke Konkurrenten.
Konkurrenz zur Luca-App
Kathleen Parma, Pass4all-Geschäftsführerin aus Dresden, hält aufgrund der Vielzahl der Anbieter eine gemeinsame Schnittstelle für sinnvoll, über die alle Kontakterfassungs-Apps ihre Daten im Ernstfall an die Ämter übermitteln. Unternehmer und ihre Kunden könnten dann frei entscheiden, welche Lösung sie nutzen.Eine Position, die sie gemeinsam mit anderen Anbietern im Bündnis „Wir für Digitalisierung“ vertritt. Dazu gehören auch die Macher der Recover-App, die angeben, bereits an einer solchen Schnittstelle namens Iris zu arbeiten – 50 verschiedene Kontaktverfolgungssysteme sollen angeschlossen werden.
Nicht jedoch die Luca-App. Das Team dahinter erteilt der Idee auf Anfrage eine klare Absage. „Dafür müssten wir das Sicherheitskonzept mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung komplett aufgeben und die Daten entweder für Betreiber oder IT-Anbieter lesbar machen“, erklärt Patrick Hennig, CEO von Nexenio. Kurz nach Ostern scheint die vom Handel favorisierte einheitliche Lösung in weiter Ferne.
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