1. Cashless first
Im vergangenen Jahr wurde die unbare Zahlung am PoS endgültig zum New Normal. Nach Angaben des EHI wurden über 59 Prozent des Umsatzes unbar gezahlt. Insbesondere Lebensmittelhandel und Drogeriemärkte – im Lockdown geöffnet und besonders im Fokus – empfehlen seitdem ihren Kunden die Zahlung mit Karte in großformatigen Anzeigen an der Kasse. Die Deutsche Kreditwirtschaft vermeldete einen Anstieg der installierten Kartenterminals mit Girocard-Akzeptanz um 3,8 Prozent auf über 904 000. Auch Schilder mit Mindestumsatz-Einschränkungen gehören der Vergangenheit an. Immer mehr Handelsunternehmen setzen die Kartenzahlung ins Zentrum ihrer Überlegungen am Check-out, wohl wissend, dass die Bargeldzahlung weiter zum Portfolio gehören wird. Die Vorteile der Kartenzahlung liegen in den Bereichen der Abwicklungseffizienz, der Kundennachfrage und nicht zuletzt auch in der günstigen Kostenentwicklung der führenden Girocard und sind ausschlaggebend für die neue Lust des Handels an der Karte.
2. Digitalisierung der Bargeldprozesse
Trotz aller „Karten-Euphorie“ wird Bargeld weiterhin seine Rolle im Payment-Mix des Handels spielen. Die EHI-Statistik besagt, dass nach wie vor zwei Drittel aller Transaktionen mittels Noten und Münzen erfolgen. Allerdings ergeben sich Herausforderungen in einem rückläufigen Markt: Banken beschränken ihr Bargeldangebot oder schließen Filialen, die Kosten für das Bargeldhandling steigen, Wertdienstleister geraten unter Druck. Abhilfe verspricht die Digitalisierung des Bargelds, genauer gesagt: der Bargeldprozesse. Nach außen sichtbar wird dies durch die steigende Anzahl der kundenbedienten Geldeinzahlungsgeräte an Kassenplätzen. Auch im Backoffice wird aufgerüstet: Händler installieren Einzahltresore, die sozusagen die Bankfiliale in den Laden holen. Auch für kleine und mittlere Unternehmen werden Mikrotresore interessant. Diese Einzahlautomaten werden von Dienstleistern im Auftrag der Bank hinter der Ladentheke installiert und regelmäßig geleert. Händler bekommen ihre Bar-Einnahmen so nach Einwurf ohne weiteren Aufwand zeitnah dem eigenen Konto gutgeschrieben.
3. Mobil, kontaktlos und über alle Kanäle
Es besteht kein Zweifel: Kontaktlose Kartenzahlung ist im Trend. Inzwischen sind die Terminals im Handel auf die sogenannte Near Field Communication umgestellt, auch die meisten Karten unterstützen NFC. Kunden haben es in der Coronakrise schätzen gelernt, Transaktionen mit der Karte ohne Kontakt zum Terminal zu tätigen. Die Kreditwirtschaft hat den Trend unterstützt und den Maximalbetrag ohne Notwendigkeit der PIN-Eingabe auf bis zu 50 Euro erhöht. Aber auch die Bezahlung mittels Smartphone ist kein Exot mehr. Spätestens seit Sparkassen und Volksbanken die virtuelle Girocard auf Android-Geräten ermöglichen und in Apple Pay integriert haben, steigt die Zahl der Kunden, die mobil zahlen. Im nächsten Schritt wird die Girocard onlinefähig, um ein durchgehendes Bezahlerlebnis des führenden nationalen Zahlverfahrens sowohl am PoS als auch im Onlineshop zu ermöglichen.
4. Integration von Payment, Couponing und Profiling
Bezahlen wird zunehmend mit weiteren Mehrwerten verknüpft. Pionier ist hier sicher Payback mit seiner Bezahloption Payback Pay. Aber auch weitere Kundenbindungsprogramme suchen die Verbindung zum Bezahlen – zuletzt hatte Lidl seine Lidl-Plus-App entsprechend aufgerüstet. Vorteil dieser kombinierten Systeme ist neben der Zeitersparnis und einfachen Verwendung an der Kasse die Möglichkeit, Rabatte und Coupons noch während des Kassiervorganges anzurechnen und dem Kunden einen bequemen Check-out zu ermöglichen. Darüber hinaus ist die Verknüpfung von Zahlungsinformationen mit dem Kundenprofil eine wichtige Ergänzung zur Gestaltung einer möglichst individuellen Kundenansprache. Derzeit rüsten weitere Paymentsysteme auf und ermöglichen Händlern die Integration oder Anlage von Kundenbindungsprogrammen. Damit etablieren sich unternehmensübergreifende Lösungen im Markt und bieten eine weitere Reichweite insbesondere für KMU.
5. Kassenloser Self-Check-out
Eng verbunden mit In-App-Payment und registrierten Kundenprofilen ist die zunehmende Anzahl an Self-Check-out-Optionen. Scan & Go mit dem eigenen Smartphone wird derzeit in vielen Unternehmen ausgerollt und hat den Status von Pilotanwendungen verlassen. Selbstbedienungskassen sind in einigen Branchen bereits fest etabliert und bieten in zweiter Generation eine vereinfachte Handhabung. Zukünftig werden derartige Selbstbedienungslösungen zumindest in hoch frequentierten Geschäften zum Standardangebot gehören – neben den nach wie vor bedienten Kassen. Die nächsten Entwicklungsschritte sind allerdings bereits absehbar: komplett kassenlose Läden. Praktisch alle Lebensmittelhändler beschäftigen sich derzeit mit neuen Ladenkonzepten ohne konventionelle Kassen. Tegut mit seinem Konzept Teo scheint am weitesten, aber auch die Schwarz-Gruppe, Rewe, Edeka und weitere Unternehmen experimentieren mit entsprechenden Konzepten, die einen Laden ohne sichtbares Personal ermöglichen. Amazon sammelt mit Amazon go bereits im Ausland wichtige Erfahrungen und wird wohl expandieren.
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