Die ganze Welt lebt nun seit mehr als zwei Jahren mit der Covid-19-Pandemie. Sie ist nicht verschwunden, doch Länder und Bevölkerungen lernen, damit zu leben und ihr Verhalten anzupassen. Der Einzelhandel steht wie alle anderen konsumentenorientierten Branchen vor der noch unbewältigten Aufgabe, tatsächlich zu verstehen, in welchem Ausmaß sich das Verbraucherverhalten verändert hat.
Die sichtbarste Umwälzung war natürlich die Beschleunigung des E-Commerce. Niemand weiß momentan, in welchem Verhältnis sich die Marktanteile zwischen Online- und Offlinehandel einpendeln werden. Zwar können wir schon jetzt sehen, dass im Zuge der Rücknahme der Restriktionen im stationären Handel das Wachstum des Onlinehandels in einzelnen Branchen abnimmt. Doch um ein verlässliches Bild zu bekommen, wohin die Reise gehen wird, hilft der Blick in einen Bereich, in dem sich das Verbraucherverhalten grundlegend geändert hat: im Zahlungsverkehr.
Schon vor der Pandemie war gelegentlich von einer „bargeldlosen Gesellschaft“ die Rede. Die weitreichenden Auswirkungen auf das Bezahlverhalten in Geschäften, Bars und Restaurants, bei dem Sicherheit an erster Stelle stand und die Menschen nur ungern mit Geld hantierten, haben dieses Szenario nun nahezu Realität werden lassen. So erzählte mir ein Berater kürzlich, dass er einen Vortrag darüber gehalten habe, wie sich der Einzelhandel durch die Umwälzungen im Zahlungsverkehr nachhaltig verändern wird. Um den Skeptikern im Publikum das Ausmaß des Wandels zu veranschaulichen, bat er alle Zuhörer, ihre Taschen, Geldbörsen und Brieftaschen von dem da- rin befindlichen Bargeld zu leeren. Die winzige Menge, die dabei zusammenkam, schockierte alle.
Plötzlich bevorzugt die Mehrheit von uns selbst bei kleinsten Beträgen kontaktlose Kartenzahlungen auch beim stationären Kauf von Waren oder Dienstleistungen. Überdies hat uns das enorme Wachstum der Onlinetransaktionen dazu veranlasst, unsere Zahlungsdetails mit bevorzugten Onlineplattformen oder Marken zu verknüpfen, um unsere Zahlungen schnell, nahtlos und sicher abzuwickeln.
Nun wartet eine neue Welt auf uns: das Metaversum, auch Web 3.0 genannt. Eine aufregende oder beängstigende neue Welt, die es Menschen ermöglicht, mithilfe von Augmented-Reality- und Virtual-Reality-Technologien in immersiven Welten miteinander zu interagieren. Eine der Grundlagentechnologien des Metaversums ist die Blockchain, die Transaktionen auf Basis von Kryptowährungen und Non-Fungible Token (NFT) ermöglicht. Diese Entwicklung treibt den digitalen Umsatz mit einer unglaublichen Geschwindigkeit voran. Der Finanzdienstleistungskonzern Jefferies prognostiziert, dass die NFT-Marktgröße von 35 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 auf 80 Milliarden US-Dollar bis 2025 wachsen wird, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von nahezu 32 Prozent entspricht.
Zusammengenommen sind die Veränderungen in der Art und Weise, wie wir einkaufen und unsere Zahlungen abwickeln wollen, nichts weniger als eine Revolution, die vom Wunsch der Verbraucher nach mehr Kontrolle vorangetrieben wird. In dieser Zahlungsrevolution müssen Einzelhändler und Marken anfangen, anders und kreativ zu denken, um neue Beziehungen zu ihren Kunden aufzubauen. Verbraucher wollen heute mehr denn je von jenen kaufen, denen sie vertrauen und an die sie glauben. Bei den Verbrauchern – insbesondere jenen, die zur Generation Z zählen und das Metaverse als ihre Realität betrachten – wird jeder Händler und jede Marke mit unvollständigem Narrativ oder schwachem Markenimage unweigerlich an Einfluss verlieren.
Hier geht es zum Autoren-Profil von Ian McGarrigle.
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