Die Zukunft des Bezahlens

Die sechs wichtigsten Paymenttrends am Point of Sale

Der Einzelhandel wandelt sich in ­rasantem Tempo. Auch im Bereich des Bezahlens wird diese Dynamik deutlich. Doch die Wahl der Paymenttechnologien und Check-out-­Konfiguration will gut überlegt sein.

Von Ulrich Binnebößel 29.04.2022

© Getty Images/Miakievi

Bezahlmöglichkeiten und -technologien wandeln sich sowohl im E-Commerce als auch am Point of Sale.

Während das Angebot unterschiedlicher Zahlungsweisen im E-Commerce schon seit Jahren ein wesentlicher Faktor für erfolgreiche Kaufabschlüsse ist, gilt das inzwischen auch für den Point of Sale. Bargeldakzeptanz reicht nicht mehr aus. Auf die folgenden sechs aktuellen Trends im Bereich Payment muss sich der stationäre Händler einstellen:

Mobile Payment

Was noch vor zwei Jahren eher ungewöhnlich war, ist inzwischen beliebt: Immer mehr Kunden wollen mit dem Smartphone oder der Smartwatch bezahlen. Apple Pay, Google Pay und die mobilen Zahlvarianten der deutschen Banken zu integrieren, ist ohne nennenswerten Aufwand möglich. Im Grunde wird beim Mobile Payment eine Plastikkarte simuliert, deren Erkennung über die inzwischen etablierte Kontaktlosschnittstelle NFC am Terminal läuft. Händler benötigen lediglich einen Akzeptanzvertrag für eines der auf den mobilen Geräten der Kunden hinterlegten Zahlungssysteme. Beim optischen QR-Code-Verfahren über eine Scanner Anwendung ist hingegen eine tiefer gehende Integration erforderlich, da dieses gegebenenfalls eine Anpassung des Kassensystems voraussetzt. Mobiles Bezahlen bietet neben der schnellen digitalen Abwicklung auch die Option, es als zusätzliches Kommunikationsmittel zu nutzen. Denn anders als bei der Kartenzahlung können Händler weitere Informationen übermitteln, die auf den Displays der Kunden erscheinen oder in ihren Wallets abgelegt werden.

Neue Terminal-Technologien

Zahlreiche Unternehmen mieten ihre klassischen Kartenterminals noch auf Basis langfristiger Verträge. Vertragslaufzeiten von bis zu fünf Jahren sind dabei nicht selten. Da sich die Systemlandschaft derzeit rasant entwickelt, muss jeder Händler individuell hinterfragen, ob das für die Zukunft noch die beste Lösung ist. Heute sind etwa Terminals ohne PIN-Pad erhältlich, die insbesondere bei Kleinbetragszahlungen an Automaten oder Ladesäulen zum Einsatz kommen. Die Sparkassen bieten inzwischen mit S-POS eine App für das Smartphone des Händlers an, mit dem er Girocard-Zahlungen akzeptieren kann. Sogenannte Smart-PoS-Systeme integrieren Kassensoftware und Bezahlinfrastruktur in einem Gerät. Dazu werden Bezahlterminals mit Touchscreen statt klassischem PIN-Pad ausgestattet, der zudem weitere Anwendungen ermöglicht. So können Mitarbeiter auf der Fläche Beratungsleistungen erbringen und direkt kassieren, um Kunden das Anstehen an der Kasse zu ersparen. Es steht also zu erwarten, dass das klassische Hardwareterminal an Bedeutung verliert und smarte softwarebasierte Zahlungslösungen auf kostengünstigen Standardgeräten seine Rolle übernehmen.

Verknüpfung von Online- und PoS-Payment

Der eigene Onlinevertrieb ist heute für viele Handelsunternehmen bereits Teil ihres Geschäfts. Der nächste Schritt erfolgt durch die Verknüpfung von Online und Offline auch im Payment. Zum Beispiel sollte im Internet bestellte und bezahlte Ware im Geschäft zurückgegeben und der Zahlbetrag in gleicher Weise erstattet werden können. Die Hintergrundsysteme im Transaktionsmanagement zu verzahnen, ist dazu ebenso wichtig, wie zu überlegen, welche Internet-Zahlsysteme auch im Ladengeschäft angeboten werden sollten. Umgekehrt wird in diesem Jahr die Girocard auch für den Einsatz im Internet fit gemacht und für Händler-Apps sowie Plattformen verfügbar sein. Die kanalübergreifende Integration von Zahlungsarten sowohl ­online als auch am klassischen Check-out und in den Händler-Apps gewinnt daher an Bedeutung.

Bezahlen und Kundenbindung

Kundenbindungssysteme sind ein beliebtes Mittel, um Stammkunden mit besonderen Services und Vergünstigungen zu belohnen. In den Prozess der Identifizierung mittels Kundenkarte oder Händler-App wird zunehmend auch der Zahlungsvorgang integriert. Beispiele großer Handelsunternehmen zeigen, dass ein einfacher und effizienter Check-out an der Kasse möglich ist, bei dem das Sammeln von Punkten, die Abrechnung von individualisierten Rabatten und das Bezahlen in nur einem Schritt erfolgen. Dieser Vorgang kann auch am Anfang des Ladenbesuchs stehen: Kunden registrieren sich beim Betreten des Geschäfts, werden während des Einkaufens von digitalen Assistenten auf dem Smartphone unterstützt und verlassen, ohne an der Kasse anzustehen, das Geschäft. Mit individuellen Händler-Apps und entsprechenden Zahlarten wird es auch für mittelständische Händler zunehmend attraktiv, eigene Lösungen anzubieten oder sich bestehenden Plattformen anzuschließen.

Instant Payment

Die Echtzeitüberweisung ist seit einigen Jahren als SEPA-Standard definiert. Sie ermöglicht die Gutschrift auf einem Empfängerkonto innerhalb von Sekunden nach der Auslösung der Transaktion auf dem Konto des Zahlers. Echtzeitüberweisungen lassen sich an vielen Stellen einsetzen: So können sie im sogenannten Zug-um-Zug-Geschäft eine für beide Parteien sichere und sofortige Abwicklung gewährleisten. ­Darüber hinaus bieten sie die Möglichkeit, etablierte Zahlungsverfahren auf die Echtzeit-Infrastruktur zu überführen oder neue Zahlungsformen zu entwickeln. Erste Überlegungen dazu gibt es im Zusammenhang mit der Einführung des europäischen Zahlungssystems EPI, bei dem diese effiziente Lösung im Hintergrund Anwendung finden soll. Im Prinzip könnte schon jetzt jedes unbare Zahlverfahren diese Art der Überweisung nutzen. Im Zusammenhang mit dem Open-Banking-Ansatz der Europäischen Kommission werden es ­Anbieter künftig einfacher haben, neue Payment­systeme zu entwickeln und marktfähig zu machen.

Buy now, pay later

In Deutschland hat sich nachgelagertes Bezahlen seit Langem bewährt. Vor allem im Internet ist der Kauf auf Rechnung das nach wie vor beherrschende ­Zahlungsinstrument. Doch im Trend liegt die Diffe­renzierung der Optionen gemäß den drei Phasen des Einkaufes: So können Händler bereits während des Auswahlvorgangs für einzelne Produkte Finanzierungsangebote ausweisen, angeboten von etablierten Dienstleistern. An der Kasse kann der Händler seinem Kunden ebenfalls die Finanzierung des gesamten Warenkorbes ermöglichen, beispielsweise über einen Ratenkauf. Und im Anschluss an den Kauf bieten Dienstleister und Banken inzwischen eine nachträgliche Finanzierung an, meist ohne direkte Einbindung des Händlers. Insgesamt ergeben sich aus Handelssicht neue Chancen für Upsellings. 

Schlagworte: Payment, Trends, Point of Sale

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