Stadtlabore

"Tinder" für Innenstadtimmobilien

Der Startschuss für das Projekt „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung“ ist gefallen. Bis Ende 2022 wird das IFH KÖLN eine digitale Plattform für proaktives Leerstands- und Ansiedlungsmanagement schaffen. Die Ziele sind hochgesteckt.

28.09.2021

© iStock Getty Images / JK

Leuchtend, leerstehend, zentral gelegen sucht: Das Management für Innenstadtimmobilien soll einfacher werden.

Das Projekt „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit einem Gesamtvolumen von 11,9 Millionen Euro gefördert: Bis Ende 2022 wird das IFH Köln gemeinsam mit 15 Modellstädten eine digitale Plattform für ein vorausschauendes, proaktives Ansiedlungsmanagement schaffen. Zu den beteiligten Kommunen zählen: Bremen, Erfurt, Hanau, Karlsruhe, Köln, Langenfeld, Leipzig, Lübeck, Lüneburg, Mönchengladbach, Nürnberg, Rostock, Saarbrücken, Trier und Würzburg. Zentrale Ziele sind, Prozesse flexibler zu machen, sowie Städte zu befähigen, steuernd zu agieren und gemeinsam Standards für den Dialog mit der Immobilienwirtschaft zu erarbeiten.

„Multifunktionale Innenstädte ohne Leerstand, die sich auf Basis von Daten und einem echten Dialog zwischen Kommune und Immobilienwirtschaft vorausschauend weiterentwickeln, sind das Ziel eines modernen Leerstands- und Ansiedlungsmanagements und für das Bestehen vieler Stadtzentren erfolgskritisch“, sagt Eva Stüber vom IFH Köln zum Start des gleichnamigen Projekts.

Nachvermietungsprozess mit Frühwarnsystem

Nicht erst seit der Coronapandemie sind Innenstadtlagen gefordert: Der demografische Wandel, die Digitalisierung und das veränderte Konsumverhalten sowie Filialisierung, Großflächenkonzepte und steigende Mieten führen dazu, dass die Vielfalt in Deutschlands Innenstädten abnimmt. In den nächsten drei Jahren ist mit der Schließung von rund einem Fünftel (80.000) der stationären Geschäfte zu rechnen. Wie können Kommunen dieser drohenden Verödung entgegenwirken und gleichzeitig aktiv multifunktionale Stadtzentren, in denen Handel, Gastronomie, Kultur und Bildungsangebote zusammenspielen, gestalten?

Eine Frage, die auch im Rahmen des digitalen Workshops vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) „Ladensterben verhindern, Innenstädte beleben“ im Oktober 2020 unter dem Vorsitz von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier diskutiert wurde. Und an dieser Stelle setzt nun auch das mit Mitteln des Bundes (zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes) geförderte Projekt „Digitales Leerstands- und Ansiedlungsmanagement an Handelsstandorten in Stadtlaborverprobung“ an. Gemeinsam mit 15 Modellstädten aller Größenklassen aus dem gesamten Bundesgebiet wird das IFH Köln eine digitale Plattform schaffen, die ein zentrales und vorausschauendes Management von Gewerbeflächen ermöglicht.

Alle müssen miteinander sprechen

„Ziel ist es, durch einen ganzheitlichen Überblick zu Leerständen, Immobilienstruktur, angebotenen Gewerbeflächen und möglichen Anbietern ein proaktives Ansiedlungsmanagement auf Basis eines Innenstadtkonzeptes zu schaffen“, erläutert Stüber, Mitinitiatorin des Projekts, das Vorhaben. „Um das schaffen zu können, ist der Dialog zwischen allen Akteurinnen und Akteuren der Innenstadt essenziell.“ Hierfür sollen bis Ende 2022 standardisierte Prozesse, Abläufe und Tools entwickelt werden, die eine reibungslose und den Innenstadtkonzepten entsprechende Nachvermietungsstrategie ermöglichen.

Adressaten der Plattform sind neben den Städten und Kommunen mit ihren Wirtschaftsförderungen vor allem auch Immobilienbesitzerinnen und Immobilienbesitze, Maklerinnen und Makler, Handel, Gastronomie sowie weitere zukünftig relevante Themenfelder für die Innenstädte. Aus diesem Zusammenspiel ergibt sich ein innovativer Nachvermietungsprozess mit „Frühwarnsystem“ bezogen auf drohenden Leerstand.

„Die Themen multifunktionale Ansiedlung und dialogorientiertes Arbeiten zwischen Kommunen und Immobilienwirtschaft sind zentral für den Erhalt der Attraktivität von Innenstädten. Leerstand zu erfassen und zu managen ist die Pflicht, dabei mit neuen Ansiedlungsstrategien örtliche Vielfalt zu erwirken, die Kür. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass gleich 15 Kommunen Teil dieses praxisorientierten Projektes sind und mit uns gemeinsam diesen Weg für mehr Frequenzen und eine bessere Grundlage für vitales, innerstädtisches Leben gehen“, so Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln, zum Start.

Save the date: Kommunen und weitere Interessierte, die mehr zum Thema Leerstand und Ansiedlung erfahren und sich zu neuen Herangehensweisen und Herausforderungen austauschen möchten, sind herzlich zur digitalen Auftaktveranstaltung am 06. Oktober eingeladen. Neben Impulsen zum Thema und Best Practices steht auch die Vorstellung des Projekts auf dem Programm. Interessierte können sich kostenfrei unter folgendem Link anmelden: http://bit.ly/Leerstand_begegnen.

Schlagworte: Handel, IFH, Köln

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