Damit erweist sich eines der weltweit führenden New-Retail-Unternehmen erneut als Schrittmacher, der sich das Steuer nicht aus der Hand nehmen lässt, wenn es um seinen prägenden und strukturell maßgeblichen Einfluss auf den Verbrauchermarkt geht. 2018 verzeichnete Alibaba für den Singles‘ Day ein Wachstum um unglaubliche 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – der Umsatz des 24-Stunden-Kaufrauschs belief sich auf 30,8 Milliarden US-Dollar. Allein in den ersten 85 Sekunden der Aktion hatten die Käufer schon eine Milliarde US-Dollar ausgegeben.
Wem diese Zahlen immer noch kein Anlass sind, über die künftige Entwicklung im Handel und die treibenden Kräfte dahinter ernsthaft nachzudenken, dem möchte ich im Folgenden noch einige aktuelle Erhebungen vor Augen führen, die mich schwer beeindruckt haben und die uns allen Motivation sein sollten, über die Zukunft des Handels und die Entwicklung erfolgreicher Strategien auf ganz neue Weise nachzudenken.
Kürzlich stellte die Online-Designer-Boutique Farfetch im Rahmen einer internationalen Konferenz eine aktuelle Studie vor, der zufolge die stationären Umsätze im Luxussegment von derzeit 92 Prozent bis 2025 auf 75 Prozent zurückgehen werden. Denn auch Luxuskunden wandern ins Internet ab. Wenn schon das stationäre Hochpreissegment so unter Druck gerät, kann man sich vorstellen, was anderen Kategorien in den kommenden fünf Jahren bevorsteht.
Offiziellen Regierungsangaben zufolge gingen in Großbritannien seit Jahresbeginn fast 85.000 Arbeitsplätze im Einzelhandel verloren; 1.000 Handelsunternehmen gaben auf. Umso tragischer erscheint angesichts dieses Niedergangs die völlige Ungerührtheit aufseiten der Politik, insbesondere, wenn man daran denkt, wie groß jedes Mal die Aufregung ist, wenn eine Fabrik schließt.
Der demografische Wandel, der nun die sogenannten Millennials zum Zuge kommen lässt, erweist sich als maßgeblicher Treiber der Transformation. Korn Ferry, eine weltweit tätige Personalberatung, prognostiziert, dass die Millennials bis zum Jahr 2025 immerhin 75 Prozent der Erwerbstätigen stellen werden, mit allen Konsequenzen im Hinblick auf Arbeits- und Freizeitverhalten. Einer aktuellen Studie zufolge sind junge Verbraucher deutlich unzufriedener mit dem stationären Einkaufserlebnis – und zwar nicht, weil etwa die Händler nachgelassen hätten, sondern weil sich die Erwartungen dieser Zielgruppe verändert haben.
Ein international erfahrener Brancheninsider sagte neulich am Rande einer Konferenz: „Man wacht jeden Morgen auf und die Welt hat sich schon wieder geändert.” Wie wahr. Die Welt, in der wir leben, wandelt sich in atemberaubender Geschwindigkeit. Mit Blick auf 2019 lässt sich schon heute sagen, dass die Gewinner im Einzelhandel jene sein werden, die sich diesem Wandel nicht verschließen, die sich noch besser in ihre Kunden hineinversetzen und bereit sind, Risiken einzugehen, Neues auszuprobieren und ein kleines bisschen Alibaba zu werden, wenn es darum geht, Ideen zu entwickeln, die – ganz gleich, ob groß oder klein – Menschen begeistern.
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