Beim Kombi spielt die Musik im Heck. Egal, ob die Modelle Avant, Touring, Turnier, Variant, T-Modell, Sportbrake, Sports Tourer, Sports Wagon oder Grandtour heißen: Optisch mögen viele der Genannten eher dem Lifestyle als dem Ladevolumen huldigen, entscheidend bleibt aber für traditionelle Käufer: Was passt hinten rein?
Und da machte Skoda bislang niemand was vor. Die Tschechen boten einfach immer mehr Kofferraum als die Konkurrenz. So entspricht der überarbeitete Mittelklassewagen Superb IV technisch zwar weitgehend einem VW Passat, doch bei der Zuladung hat das Importmodell knapp die Nase vorn und bietet zudem deutlich mehr Beinfreiheit auf der Rückbank. Beim getesteten Plug-in-Hybrid-Modell kosten die Akkus im Heck jedoch deutlich Ladevolumen: 510 bis 1 800 Liter passen hinein; der Diesel-Superb hingegen kommt auf ein Platzangebot von 660 bis 1 950 Liter.
Im direkten Vergleich mit anderen Dienstwagen-Wettbewerbern punktet Skoda zudem mit cleveren Details. Ob das nun ein Abfalleimer samt Müllsäckchen in der Türablage ist, der im Tankverschluss untergebrachte Eiskratzer, zahlreiche Staufächer (etwa für Warnwesten) oder besonders viele Strom- und USB-Abschlüsse, eine Induktivladeschale sowie ein Kühlfach in der Mittelkonsole: Mag die ganze Familie samt beiden Hunden den Wagen nach zwei Wochen Test nicht mehr missen, dann hat wohl auf allen Plätzen vieles gut gepasst.
Verfeinerte Optik
Auf der Rückbank erwarten selbst Großgewachsene eine geradezu fürstliche Bewegungsfreiheit sowie einfach zugängliche USB-Anschlüsse. Während der Fahrersitz perfekt für alle Belange und Körpergrößen einstellbar ist, lässt die Beifahrerseite Wünsche offen. Den Passagiersitz in abgespeckter Version mit weniger Einstellungen anzubieten, führt zwangsläufig zu Diskussionen. Die gab es ansonsten nur über die Wahl von Radiosender und Fahrmodus. Während der Pilot am Multifunktions-Lederlenkrad sich über den Sport-Fahrmodus freut, reisen die Mitfahrer lieber in der sehr soften Komfortabstimmung, die den Superb selbst bei Tempo 180 auf der Autobahn wie eine ruhige Sänfte gleiten lässt. In Sachen Unterhaltung kommen dank klanggewaltiger Soundanlage mit DAB+-Empfang jedoch alle auf ihre Kosten.
Die Optik des Superb hat Skoda etwas verfeinert. So wirken Front und Heck nach dem Facelift etwas verschlankt. Wesentlicher ist allerdings die Änderung unter der Motorhaube: Dort werkelt im Testwagen der Benziner nicht mehr allein, sondern mit Elektrounterstützung. Wie bei anderen Modellen des VW-Konzerns auch – etwa dem Passat GTE – bildet ein 1,4-Liter-TSI-Benziner die 156 PS (115 kW) starke Basis, ein 85 kW respektive 116 PS starker E-Motor vor dem Doppelkupplungsgetriebe pusht die Systemleistung auf maximal 160 kW (218 PS). Die Sechsgang-Automatik sowie fünf Fahrmodi verwalten die Kraft von bis zu 400 Newtonmeter Drehmoment. Allradantrieb gibt es für diese Variante nicht.
Alltagstauglicher Plug-in-Hybrid
Rein elektrisch fährt der Superb Combi maximal 62 Kilometer weit, dann sind die fast 140 Kilo schweren 13-kWh-Batterien erschöpft. Im Alltag reduziert sich die Reichweite auf eher 50 Kilometer. Hybridisch schafft es der Superb maximal 930 Kilometer weit. Dabei kann es durchaus richtig sportlich zur Sache gehen: Der Tscheche schafft aus dem Stand eine Sprintzeit auf 100 km/h von 7,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h. Wer die Kuh fliegen lässt, kommt allerdings nicht weit: Bei maximalem Verbrauch von 64 kWh sind rein elektrisch nur 19 Kilometer drin. Als angenehm bleiben die Übergänge vom E- zum Verbrenner-Antrieb in Erinnerung, sie sind lediglich bei Volllast deutlich spür- und hörbar.
Einen tollen Eindruck hinterließ das komplette Infotainment, das aus dem VW-Konzernregal kommt und wie in der Golf-Generation 8 funktioniert. Hervorzuheben sind die gute Sprachsteuerung und das vergrößerte Head-up-Display.
Der Superb war schon immer ein tolles Auto, als Plug-in-Hybrid überzeugt er im Alltag ebenfalls. Allerdings muss der Käufer im Vergleich zu Benziner oder Diesel Einschränkungen beim Kofferraumvolumen hinnehmen: Die Akkus kosten Platz und heben das Leergewicht auf fast zwei Tonnen. Mit einem Basispreis von 47.560 Euro ist der Passat-Herausforderer kein Schnäppchen, aber die aktuellen Förderungen wie Herstellerprämie und Innovationsprämie (6.750 Euro für Plug-in-Hybrid) mildern den hohen Preis etwas.
Heides Testurteil
Es gilt als offenes Geheimnis, dass der bessere Passat aus Tschechien kommt. Skoda stellt mit der vierten Superb-Generation selbst hohe Ansprüche souverän zufrieden und ergänzt mit dem aktuell angesagten Plug-in-Hybrid eine für CO2-Flottenemissionen und Verkaufserfolge wichtige Antriebsvariante. Wer auf clevere Details im schnittigen Blechkleid steht, sollte zugreifen, solange die Innovationsprämie den selbstbewussten Verkaufspreis noch senkt.
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