Eine Aktionswoche lang verlangt der Discounter Penny für neun seiner Produkte die „wahren Preise“ - also den Betrag, der bei Berücksichtigung aller durch die Produktion verursachten Umweltschäden eigentlich berechnet werden müsste. Die Produkte vom Käse bis zum Würstchen werden dadurch um bis zu 94 Prozent teurer, wie die Handelskette mitteilte. Die Mehreinnahmen will die zur Rewe-Gruppe gehörende Kette für ein Projekt zum Klimaschutz und zum Erhalt familiengeführter Bauernhöfe im Alpenraum spenden. Der Händler will mit dem Schritt mehr Bewusstsein für die Umweltbelastungen durch die Lebensmittelproduktion schaffen.
Doch nur wenige Verbraucherinnen und Verbraucher wollen die „Wahre-Preise-Aktion“ des Discounters Penny unterstützen, indem sie die mit einem deutlichen Preisaufschlag versehenen Produkte kaufen. Das ergab eine aktuelle, repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, bei der 3315 Personen befragt wurden. Nur 16 Prozent der Befragten planen demnach, Produkte zu den „wahren Preisen“, bei denen auch die durch die Produktion verursachten Umweltschäden berücksichtigt werden, zu erwerben. 44 Prozent planen dies nicht. Rund 30 Prozent gaben an, dass sie in ihrer Nachbarschaft keinen Penny-Markt hätten, wo sie einkaufen könnten. Zehn Prozent machten keine Angaben. Am seltensten sagten Befragte ab 55 Jahren, dass sie die Aktion unterstützen wollen (8 Prozent).
Umweltkosten transparent aufdecken
Die Aktionswoche von Penny darf nach Ansicht von Verbraucher- und Umweltschützern kein einmaliges Experiment bleiben. „Der Aktion im Supermarkt müssen endlich grundlegende Maßnahmen folgen. Die Supermarktketten sind dabei ebenso in der Pflicht wie die Bundesregierung“, sagte der Landwirtschaftsexperte der Umweltorganisation Greenpeace, Matthias Lambrecht.
Auch der Bund Umwelt und Naturschutz und der Bundesverband der Verbraucherzentralen forderten bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur, das Problem der verdeckten Umweltkosten bei der Lebensmittelproduktion müsse endlich konsequent angegangen werden. Ein Weg wäre nach Einschätzung der Verbände die Senkung der Mehrwertsteuer auf in der Produktion weniger umweltbelastende Lebensmittel wie Obst und Gemüse.
Doch gab es auch Kritik an der Aktion. Für die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch etwa ist sie ein „reiner PR-Gag“. Während Penny für gerade einmal neun seiner Produkte die „wahren Preise“ verlange, drücke der Discounter gleichzeitig die Preise für etliche andere klima- und umweltschädliche Lebensmittel wie Fleisch aufs Minimum.
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Weitere Informationen zur Aktionswoche finden Sie hier auf der Unternehmens-Website von Penny.
Bereits im Jahr 2020 hatte Penny erstmals im Rahmen der Eröffnung des Nachhaltigkeitserlebnismarktes in Berlin mit „Wahren Preisen“ experimentiert. Hier lesen Sie dazu den Bericht des handelsjournal.
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